An Rhein und Ruhr. In mehr als 2500 Fällen sind Bahn-Mitarbeiter in Deutschland im vergangenen Jahr Opfer von Übergriffen geworden. Trauriger Spitzenreiter ist NRW.

Sie werden bespuckt, angepöbelt, angegriffen – für Zugbegleiter der Deutschen Bahn sind Übergriffe weiterhin leidvolle tägliche Erfahrung. Allein in Nordrhein-Westfalen wurden im vergangenen Jahr 562 Mitarbeiter zum Opfer von Gewalt. Das sind rund zehn Übergriffe pro Woche an Rhein und Ruhr.


Wie eine der NRZ vorliegende parlamentarische Anfrage des Linke-Fraktionschefs Dietmar Bartsch ergab, registrierten die Behörden 2019 bundesweit 2558 derartige Vorfälle, also rund sieben pro Tag. Das sind zwar etwas weniger Taten als im Vorjahr, allerdings deutlich mehr als 2015. Damals wurden lediglich 1876 Übergriffe aktenkundig. Wie aus der Antwort der Bundesregierung weiter hervorgeht, nimmt NRW bei den Gewalttaten an Bord von Zügen eine deutliche Spitzenposition ein. Es folgen Berlin (335 Taten) und Baden-Württemberg (321).

Geringste Fallzahlen in Thüringen


Die geringsten Fallzahlen meldete im vergangenen Jahr Thüringen (6). „Es ist erschreckend, dass jeden Tag mehrere Mitarbeiter der Deutschen Bahn Opfer von Gewalt werden“, erklärte Bartsch gegenüber der NRZ. Und: „Die zunehmende Aggressivität und Verrohung unserer Gesellschaft besorgt mich sehr. Wir müssen alles dafür tun, dass in unserem Land ein anderes gesellschaftliches Klima einzieht, denn diese Gewalt ist völlig inakzeptabel.“


Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) weist schon geraume Zeit auf die Probleme an Bord von Zügen und auf Bahnsteigen hin. Eine Befragung von mehr als 2500 Zugbegleitern und Lokführern ergab unlängst, dass jeder von ihnen durchschnittlich mehr als zwei Mal pro Jahr körperlich angegriffen wird. Eine Verdopplung im Vergleich zu 2016, als die GDL diese Frage ebenfalls stellte.

Ergebnisse schlagen sich in Krankschreibungen nieder

Auch bei fast allen anderen Formen von Attacken auf das Zugpersonal – Beleidigungen, Bespucken, Bedrohung – steigen die Zahlen im Vergleich zu 2016 deutlich. Die GDL verweist darauf, dass diese Ergebnisse sich auch in Krankschreibungen niederschlagen und die Motivation der Bahn-Beschäftigten mindere.


20.000 Bahnmitarbeiter arbeiten mit Kundenkontakt. Häufige Konfliktpunkte sind Fahrkartenkontrollen. Übergriffe gibt es oft am Rande von Volksfesten oder Fußballspielen. Der Streit ums Masketragen könnte die Zahlen steigen lassen. Nach Zahlen aus den Regionalzügen der DB kommt es immer wieder zu Streit um die Mund-Nasen-Bedeckung. Bei neun bis 13 Prozent der Körperverletzungen von Zugpersonal geht die Bahn von einem Corona-Bezug aus.