Reykjavik.. Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden hat in sechs weiteren Ländern Asyl beantragt. Das teilte die Enthüllungsplattform Wikileaks am Freitag über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit. Unterdessen hat Island Snowdens Asyl-Gesuch erstmal zu den Akten gelegt.

Der wegen Geheimnisverrats von der US-Justiz gesuchte Ex-US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden bittet weiterhin um Schutz in anderen Staaten. Laut Wikileaks habe Snowden am Freitag in sechs weiteren Ländern Asylantrag gestellt. Die Namen der Länder nannte Wikileaks nicht. Grund dafür sei eine befürchtete Einflussnahme der USA, erklärte die Enthüllungsplattform via Twitter.

Die US-Justiz wirft Snowden Geheimnisverrat vor, weil er vertrauliche Informationen zu den Spähprogrammen der US-Geheimdienste an die Medien weitergegeben hatte. Der flüchtige IT-Spezialist soll sich seit dem 23. Juni im Transitbereich des Moskauer Flughafens aufhalten. Snowden hatte bereits in 21 Ländern Asyl beantragt, in den vergangenen Tagen aber viele Absagen kassiert. Auch die Bundesregierung weigerte sich, den 30-Jährigen in Deutschland aufzunehmen.

Rückschlag für Snowden in Island

Das isländische Parlament ist in die Sommerpause gegangen, ohne sich mit seinem Antrag auf eine Einbürgerung zu beschäftigen. Es habe keine Mehrheit gegeben, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, sagte die Oppositionsabgeordnete Birgitta Jonsdottir am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir konnten noch nicht einmal darüber abstimmen." Das Parlament in Reykjavik tritt erst wieder im September zusammen. Es kann die isländische Staatsbürgerschaft verleihen.

Snowden soll sich weiter im Flughafen von Moskau aufhalten. Er hatte geheime Informationen über Abhörprogramme der USA enthüllt. Die amerikanische Regierung fordert seine Auslieferung.

Zwar hat Island den Ruf, sich für ein freies und offenes Internet einzusetzen. Zudem hat das Land bereits in einem ähnlichen Fall - dem des Schachgroßmeisters Bobby Fischer - einem US-Bürger die Staatsbürgerschaft verliehen. Allerdings dürfte die kürzlich gewählte Mitte-Rechts-Regierung deutlich weniger bereit sein, einen diplomatischen Streit mit den USA loszutreten. Ein isländischer Sprecher der Enthüllungs-Website WikiLeaks, Kristinn Hrafnsson, zeigte sich gegenüber Reuters enttäuscht. Er sei nicht zuversichtlich, dass die Regierung "mutige und entschlossene Schritte" unternehmen werde, um Snowden zu helfen.

Snowden hat mehrere Staaten um Asyl gebeten, darunter auch Island und Deutschland. Beide Länder haben allerdings erklärt, dass er sich dafür zuerst auf ihrem Staatsgebiet aufhalten muss. Da gegen Snowden in den USA Anklage erhoben wurde, ist sein amerikanischer Reisepass für ungültig erklärt worden. (rtr/afp)