London. Die mutmaßlichen Soldatenmörder von London waren der Polizei bekannt - warum wurden sie nicht aufgehalten? Die Regierung meint, solche Taten könnten nie ganz ausgeschlossen werden. Ein Untersuchungsausschuss des britischen Unterhauses soll die genauen Abläufe aufschlüsseln.
Morde wie der mutmaßliche Terroranschlag auf den
25-jährigen Soldaten in London werden nach Ansicht der britischen
Regierung niemals ganz auszuschließen sein. In einer freien
Gesellschaft sei es sehr schwer, jeden einzelnen ständig zu
kontrollieren, sagte der für die Kommunen zuständige Minister Eric
Pickles am Freitag dem Sender BBC.
Er verteidigte die Arbeit der
Polizei und der Geheimdienste, die in die Kritik geraten waren, weil
sie die 22 und 28 Jahre alten Hauptverdächtigen vorher gekannt
hatten.
Ein Untersuchungsausschuss des britischen Unterhauses soll die
genauen Abläufe aufschlüsseln. Der frühere Chef des
Inlandsgeheimdienstes MI5, Richard Barrett, erklärte, es sei
ungeheuer schwer vorherzusagen, wann genau lange Zeit eher harmlos
wirkende Radikale plötzlich gewalttätig werden könnten.
Polizei setzt Untersuchungen fort
Die Polizei versuchte unterdessen weiter, die genauen Hintergründe
der Tat zu klären. Auf einem von der Zeitung «Daily Mirror»
veröffentlichten Video waren Aufnahmen zu sehen, die die Ankunft der
Polizei am Tatort am Mittwoch zeigen sollen.
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Darin rennt einer der
Männer mit einem Messer in der Hand auf die im Auto sitzenden
Polizisten los, diese schießen, der Mann fällt zu Boden. Ein zweiter
Mann hält von etwas weiter weg eine Waffe in Richtung der Beamten,
und fällt nach Schüssen ebenfalls auf den Asphalt.
Die zwei Männer hatten den 25 Jahre alten Soldaten auf offener
Straße unter anderem mit einem Messer und einem Fleischbeil zu Tode
gehackt. Dabei riefen sie islamistische Parolen. Die Polizei konnte
beide am Tatort festnehmen, sie sind derzeit unter Bewachung im
Krankenhaus. Am Donnerstagabend waren zudem ein 29 Jahre alter Mann
und eine gleichaltrige Frau unter Verdacht der Beihilfe zum Mord
festgenommen worden. Sie sollten am Freitag befragt werden.
Die Familie des getöteten Soldaten, der verheiratet war und einen
zwei Jahre alten Sohn hatte, gab am Freitag in einer Pressekonferenz
ihrer Trauer Ausdruck. Der 25-Jährige war 2009 in Afghanistan und
danach auch in Deutschland in Celle stationiert. Er spielte zudem im
Musikkorps Trommel. In seinem Heimatort Middleton bei Manchester fand
ein Gedenkgottesdienst statt. Auch britische Muslim-Organisationen
kündigten Gebete für den getöteten Soldaten an. Sie hatten sich von
der Attacke distanziert. (dpa)