Berlin/Bochum.. Bundestagspräsident Norbert Lammert erhält im Zusammenhang mit Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit Unterstützung von Wissenschaftlern. Zwei Politikwissenschaftler, die Lammert in seiner Arbeit zitiert hat, werfen dem anonymen Plagiate-Jäger in einem Medienbericht unsauberes Arbeiten vor.
Nach den Plagiatsvorwürfen gegen seine Doktorarbeit hat Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) Unterstützung von Wissenschaftlern erhalten. Der Politologe Wolfgang Jäger sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe), der anonyme Autor der Vorwürfe habe eine fehlerhafte Dokumentation vorgelegt. "Der hat nicht seriös gearbeitet", sagte Jäger. Der im Internet veröffentlichten Aufstellung zufolge soll sich Lammert bei dem Politikwissenschaftler bedient und aus einem Buch zitiert haben, das es gar nicht gibt. Dies sei falsch, sagte Jäger. Er habe damals den Titel fehlerhaft wiedergegeben, das Buch existiere jedoch.
Auch der Politologe Hans-Otto Mühleisen stellte sich hinter Lammert: "Ich kann bisher nichts erkennen, was auf ein Plagiat schließen lässt", sagte er der "SZ". In der Arbeit Lammerts finden sich dem Bericht zufolge Ähnlichkeiten mit einigen Werken Mühleisens.
Plagiate-Jäger "möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen"
Die Vorwürfe gegen Lammert waren am Montag durch einen Bericht der "Welt" bekannt geworden. Auf der Internetseite lammertplag.wordpress.com behauptet ein Plagiatsjäger, er habe bei Lammert auf 42 Seiten Textpassagen aus 21 Quellen gefunden, bei denen er Unregelmäßigkeiten festgestellt habe. Die Universität Bochum leitete auf Wunsch Lammerts eine Überprüfung der Vorwürfe ein.
Derweil erklärte der unter dem Pseudonym "Robert Schmidt" auftretende Plagiatsjäger laut der "Welt" (Mittwochsausgabe), er wolle weiter anonym bleiben. "Ich möchte nicht in der Öffentlichkeit stehen", zitiert die Zeitung ihn aus einer Email. Darin schreibt er weiter, er sehe in der Untersuchung der Universität Bochum einen möglichen Interessenskonflikt, "da Herr Lammert als Honorarprofessor Mitglied der Fakultät ist und somit eine Befangenheit bestehen könnte".
Er habe die Dissertation seit Mitte Juni untersucht und rund 250 Arbeitsstunden investiert, erklärt der Plagiatsjäger demnach weiter. Er wehre sich zudem gegen den Vorwurf, eine politische Agenda zu verfolgen: "Ich hätte zum Beispiel auch wissenschaftliches Fehlverhalten prominenter SPD-Mitglieder öffentlich gemacht, aber das hat sich nicht so ergeben", zitiert die "Welt". (afp/dpa)