Essen. Ex-Kanzler Gerhard Schröder feiert mit Wladimir Putin seinen 70. Geburtstag in St. Petersburg und stärkt damit dem russischen Präsidenten mitten im Konflikt in der Ukraine demonstrativ den Rücken. Damit verhöhnt er zugleich die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung der Krise. Schröder stellt sich damit selbst ins Abseits.
Menschen sterben in der Ostukraine, pro-russische Rebellen terrorisieren die Bevölkerung, es werden Vertreter internationaler Organisationen als Geiseln festgehalten, Militärs in Ost und West rasseln mit den Säbeln, Sanktionen werden verhängt, die Angst vor einem Krieg wächst.
Und der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder umarmt aufs Herzlichste den Mann, der die Krise maßgeblich vorantreibt: Wladimir Putin. Und feiert mit ihm eine fröhliche Geburtstagsparty in St. Petersburg. Das ist nicht nur instinktlos, das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich seit Wochen um eine Eindämmung der Krise bemühen.
Putin sei ein lupenreiner Demokrat, sagte Schröder einst. Darin liegt angesichts des völkerrechtswidrigen Verhaltens des russischen Präsidenten bei der Annektierung der Krim eine böse Ironie. Schröder hatte Putin noch kürzlich verteidigt, der Präsident leide als historisch denkender Mensch an gewissen „Einkreisungsängsten“, er warnte den Westen vor einem erhobenen Zeigefinger und vor Verurteilungen.
Schröder als Politiker unglaubwürdig
Nun ist es eine Sache, mit wem Schröder befreundet ist. Er kann seinen Geburtstag feiern, mit wem er will. Doch in einer solch dramatischen Krise muss man von einem ehemaligen Bundeskanzler erwarten, dass er die Außenpolitik seines Landes und seiner Verbündeten unterstützt.
Wenn Schröder Putin wirklich so gut versteht, wie er immer wieder erklärt, hat er die Pflicht, seinen Einfluss geltend zu machen und auf Putin im Sinne einer Entspannung der Lage einzuwirken.
Dass er dies offensichtlich unterlässt, ja Putin durch seine Umarmung sogar bestätigt, bestärkt nicht nur den Verdacht, Schröder habe sich als Vorsitzender des Aktionärsausschusses des russischen Pipeline-Unternehmens Nord Stream kaufen lassen. Er düpiert damit auch die diplomatischen Bemühungen seines Landes. Als Politiker kann man Schröder fortan nicht mehr ernst nehmen.