Berlin.. Der Wehrbeauftragte Königshaus legt schlimme Zustände bei der Bundeswehr offen und beklagt eine Abwärtsspirale. Hinter der Misere steckt Methode.
Die Bundeswehr wird zur Fundgrube für Trödelhändler. Wohl nur in ihren Kasernen findet man noch das Olympia-Mobiliar von 1972 – unmodern, abgewohnt. Der Verfall hat Methode. Denn auch die Soldaten-Unterkünfte sind oft genug heruntergekommen. „Praktisch unbewohnbar“, beklagt Hellmut Königshaus, der Wehrbeauftragter des Bundestags.
Alle reden heute von den Waffen, die veraltet oder nicht einsatzfähig sind. In seinem Bericht lenkte Königshaus die Aufmerksamkeit auf die Stuben: 38 Prozent der rund 3000 Gebäude weisen größere Mängel auf. Neun Prozent sind eigentlich unnutzbar: Rost, Schimmel, undichte Fenster oder defekte Heizkörper.
Kampfjet stürzte ab
2014 war für Königshaus das „Jahr der Wahrheit“. Da wurde erstmals der Öffentlichkeit klar, dass die Militärs bei Großgeräten wie Hubschraubern oder Flugzeugen „an der Grenze der Leistungsfähigkeit“ seien, wie es in dem 115-seitigen Bericht heißt. Der Wehrbeauftragte erlebte es beim Besuch des Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“, wo „Tornado“-Kampfjets stationiert sind. Die Piloten konnten bis Ende Oktober 2014 von 1498 geplanten Flügen nur 924 durchführen. An einem anderen Fliegerhorst stürzte ein Kampfjet ab, weil ein System nicht installiert wurde, das den Piloten warnt, falls er zu tief fliegt.
Je knapper der Wehretat über Jahre gestaltet werde, desto größer sei der Verfall. Der Prozess sei „im Prinzip eine Abwärtsspirale“, so Königshaus. Fehlen Mittel, muss man Prioritäten setzen. Und genau so verfuhren die Verteidigungsminister der letzten 15 Jahre. Sie trimmten die Bundeswehr auf Auslandseinsätze. Darauf wurde auch die Ausrüstung konzentriert, dorthin floss ein Großteil der Investitionen im 33-Milliarden-Euro-Haushalt, während für den Grundbetrieb zu Hause die Mittel fehlten.