Berlin. Alleinlebende Frauen haben im Job häufiger eine Führungsposition als Familienfrauen. Bei den Männern ist das genau anders herum.

Vom Studenten bis zum Rentner: Immer mehr Menschen leben in einem Einpersonenhaushalt. Doch das hat auch seine Schattenseiten. So sind Alleinlebende überdurchschnittlich oft von Armut betroffen. Dies belegt der gestern vorgestellte Mikrozensus.

Was ist der Mikrozensus?

Er ist die größte jährliche Haushaltsbefragung in Deutschland und Europa.

Wie sehen die Wohnformen der Deutschen aus?

Fast jeder zweite Einwohner lebt mit seiner ­Familie unter einem Dach. 29 Prozent der Bürger leben mit dem Partner zusammen, haben aber keine Kinder. Jeder Fünfte führt einen Solohaushalt. Zwei Prozent der Bürger sind ­alleinstehend und wohnen in einer Mehrpersonwohnung.

In welchen Bundesländern wohnen besonders viele Menschen mit einem Einpersonenhaushalt?

Den höchsten Anteil an Alleinlebenden – das müssen nicht unbedingt Singles sein – gibt es in Berlin: In der Bundeshauptstadt beträgt er 31,1 Prozent, auf den weiteren Plätzen folgen Hamburg und Bremen. In NRW wohnen nur 18,9 Prozent der Bürger allein. In Niedersachsen sind es 19,4 Prozent, in in Thüringen 19,1 Prozent.

Warum leben in den Stadtstaaten und Großstädten so viele allein?

Das hat viele Ursachen: Es kann an der besseren Infrastruktur liegen, den Kultur- und Freizeiteinrichtungen oder auch der medizinischen Versorgung.

Wie sehen wir im europäischen ­Vergleich aus?

In Sachen Alleinlebende steht Deutschland gleich hinter Schweden an der Spitze; dort wohnten vor zwei Jahren 24 Prozent der Bürger in einem Solohaushalt. EU-weit lag der Schnitt im Jahr 2009 bei 13 Prozent. Auf Zypern und Malta hingegen wohnten nur sechs Prozent der Bürger ohne Partner, Verwandte oder Freunde.

Wie ist die finanzielle Lage der Bürger mit einer Einpersonenwohnung?

Sie sind überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. So beziehen 17 Prozent der Alleinlebenden zwischen 35 und 64 Jahren Hartz IV, Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld I. Von den Menschen in einem Mehrpersonenhaushalt brauchen nur sechs Prozent staatliche Hilfen. Zuletzt war die Armutsgefährdungsquote für Alleinlebende insgesamt fast doppelt so hoch wie beim Durchschnitt der Bevölkerung.

Wie geht es berufstätigen Frauen mittleren Alters, die alleine leben?

72 Prozent von ihnen arbeiten in Vollzeit. Nach dem Wunsch vieler Frauen könnte dieser Anteil sogar noch höher sein. So sagte fast jede ­dritte Befragte, sie arbeite nur deshalb in Teilzeit, weil sie keine volle Stelle ­gefunden habe. Übrigens: Insgesamt haben ­alleinlebende Frauen häufiger eine Führungsposition im Job inne als nicht Alleinlebende. Bei den Männern ist das genau anders herum.

Wie sehen die Lebensformen der ­Erwachsenen bis 34 Jahre aus?

Im Vergleich zum Jahr 1996 wohnen sie inzwischen häufiger allein, bei ihren Eltern oder zusammen mit dem ­Lebensgefährten – jedoch immer seltener mit dem Ehepartner. Verheiratet sind heute nur noch 21 Prozent der jungen Leute – 16 Prozentpunkte weniger als noch vor 15 Jahren. Dies liegt auch daran, dass sich Paare immer später für eine Heirat entscheiden.

Immer mehr Männer mittleren Alters leben allein. Warum?

Auch dafür gibt es mehrere Gründe: die Scheidung oder Trennung von der Partnerin spielt eine Rolle. Hinzu kommt, dass 60 Prozent der Männer in jener Altersklasse „Junggesellen“ sind. Zwei Jahrzehnte zuvor lag der Anteil ­lediglich bei 47 Prozent.

Wie steht es um die Alleinlebenden ab 65 Jahren?

Gut zwei Drittel der Menschen im Rentenalter waren 2011 verwitwet. Das betraf 53 Prozent der Männer und 76 Prozent der Frauen. Dass Frauen häufiger verwitwet sind, liegt vor allem an der höheren Lebenserwartung der Frauen. Zudem waren die Ehemänner in der Regel älter als sie selbst.