Brüssel. Eine neue Webseite in Belgien verrät den Wohnort verurteilter Triebtäter. Kinderschutzorganisationen allerdings bezweifeln den Nutzen solcher Seiten. In Amerika dagegen erlaubt ein Gesetz ausdrücklich, alle Daten veröffentlichter Sexualstraftäter öffentlich zugänglich zu machen.
In Belgien können besorgte Eltern im Internet nachsehen, ob Kinderschänder in ihrer Nähe leben. Noch in dieser Woche soll die umstrittene Webseite eines niederländischen Anbieters freigeschaltet werden. Sie liefert einen Überblick, in welchen Vierteln und Regionen verurteilte Pädophile wohnen. Kinderschutzvereinigungen fürchten eine Hetzjagd in der Bevölkerung und weitere Nachahmer in Europa.
Kinderschutzverbände sind skeptisch
„Solche Webseiten verbessern nicht den Schutz der Kinder“, sagt Dirk Depover von der belgischen Organisation „Child Focus“. „Im Gegenteil: Bekannte Pädophile könnten durch diesen Druck völlig untertauchen und sich der Kontrolle entziehen.“
Auch der deutsche Kinderschutzverein „Care Child“ ist skeptisch: Statt Informationen über Sexualstraftäter generell zugänglich zu machen, sollten nur engste Angehörige auf Nachfrage einen Einblick bekommen – wie in Großbritannien, wo seit dem vorigen Jahr alleinerziehende Mütter bei der Polizei Nachforschungen zu ihrem neuen Lebenspartner in Auftrag geben können, wenn sie einen Missbrauch ihres Kindes fürchten. „Ein solches Modell könnte ich mir auch für Deutschland vorstellen“, sagt Michael Kappe von dem in Münster ansässigen Verein Care-Child.
In den USA sind alle Daten zugänglich
In den USA geht man viel weiter, dort können Eltern bereits seit Jahren per Mausklick herausfinden, ob in ihrer Nachbarschaft ehemalige Sexualstraftäter wohnen – und wie sie heißen. Namen, persönliche Daten und Strafhintergrund werden auf entsprechenden Internet-Seiten veröffentlicht. Möglich wurde das durch „Megans Gesetz“, benannt nach einem 7-jährigen Mädchen, das 1994 von einem vorbestraften Sexualtäter ermordet worden war.
Eine Veröffentlichung in dieser Form ist in der EU allerdings allein aus Datenschutz-Gründen problematisch. Der Anbieter der belgischen Webseite will aus diesem Grund auch nur grobe Angaben zu den verurteilten Straftätern machen. Genaue Adressen werde er nicht veröffentlichen, versicherte er. Einem anderen Anbieter aus den Niederlanden war der Schutz der Privatsphäre ziemlich gleichgültig; er hatte sogar Fotos von verurteilten Straftätern ins Netz gestellt. Abgeschaltet werden kann die Seite nicht: Sie läuft über eine amerikanische Adresse.
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