Düsseldorf.. Jetzt ist es passiert: Die großflächige PFT-Verseuchung in Düsseldorf hat den Rhein erreicht. Die krebserregende Chemikalie gelangt in den Fluss. Für Umweltschützer ein GAU.
Die auf den Düsseldorfer Flughafen zurückgeführte Verseuchung mit der Chemikalie PFT entlädt sich jetzt in den Rhein. Ein Giftteppich mit hohen Konzentrationen des als krebserregend geltenden Stoffes hat den Fluss erreicht.
Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigt die Stadt Düsseldorf. Maßnahmen, die den giftigen Zustrom stoppen sollen, greifen frühestens 2016.
Es ist eine der bundesweit größten PFT-Kontaminationen: In den Düsseldorfer Stadtteilen Kaiserswerth und Lohausen sind 8,5 Quadratkilometer mit perfluorierten Tensiden (PFT) verseucht – eine Fläche von 1700 Fußballfeldern. Das Gift steckte in Schäumen, mit denen die Düsseldorfer Flughafen-Feuerwehr jahrelang löschte und übte. Die Chemikalie sickerte ins Erdreich und breitet sich über das Grundwasser aus.
Problem seit 2007 bekannt
Das Problem ist seit 2007 bekannt. Heute liegen PFT-Spitzen im Wasser und im Boden tausendfach über Richtwerten.
Die Lage sei bereits „unbeherrschbar und unumkehrbar, ein GAU ersten Ranges“, sagt Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Hier ist Gefahr im Verzug.“ Der PFT-Eintrag in den Fluss müsse „sofort gestoppt werden“, um „eine flächendeckende Kontamination des Rhein-Ökosystems bis zur Mündung“ zu verhindern. Der PFT-Eintrag in die Nordsee verstoße gegen Völkerrecht. „Das Mäntelchen des Schweigens auszubreiten, mit Rücksicht auf wirtschaftliche Belange des Flughafens“, verbiete sich.
Maßnahmen greifen frühestens 2016
NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) macht den Flughafen und die Stadt Düsseldorf, Gesellschafterin des Airports, für die Zuspitzung verantwortlich. Vor einem Jahr habe er beide Seiten „unmissverständlich aufgefordert, ein Sanierungskonzept zu entwickeln und unmittelbar umzusetzen“. Bis heute gebe es erst einen Entwurf.
Danach soll Anfang 2016 kein PFT-haltiges Grundwasser mehr vom Flughafen abströmen. Wann die restliche Sanierung folge und wie lange sie laufe, sei ungewiss, so die Stadt. Die Kosten müsse der Airport tragen. Der spricht von „einem guten, aber langen Weg“.
Joachim Marzinkowski, Umweltchemie-Professor an der Bergischen Universität Wuppertal, glaubt, „dass uns dieses Thema noch 50 Jahre beschäftigen wird“.
Unterdessen sieht sich der Düsseldorfer Flughafen mit einer privaten Millionenklage konfrontiert. Ein Betroffener verlangt Schadensersatz für den Wertverlust seines verseuchten Grundstücks.