Duisburg..


Duisburgs Stadtdirektor Reinhold Spaniel (67) zählt sich selbst zu den rheinischen Frohnaturen. Viel Spaß hatte der Düsseldorfer in den vergangenen sieben Tagen nicht, seitdem er den Aufbau eines Zeltlagers für Flüchtlinge verkündet hat. Gestern noch musste er in der „Süddeutschen Zeitung“ Rede und Antwort stehen, und kein Tag vergeht ohne Kritik aus irgendeiner Ecke von Duisburg am provisorischen Zeltlager, das Spaniel (SPD) als „Notmaßnahme in einer unvorhersehbaren Situation“ rechtfertigt.

Der örtliche CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Enzweiler wiederholte gegenüber dieser Zeitung seine Anwürfe. „Blamabel“ und „rufschädigend für Duisburg“ findet er die Zeltsiedlung für rund 160 Flüchtlinge, die bis Ende der Woche auf einem ascheroten ehemaligen Sportplatz im Stadtteil Walsum unweit des Rheins bezugsfertig sein soll. Eine „Bankrotterklärung der Stadt“ sieht der stellvertretende Bezirksbürgermeister von Walsum, der Linke Günter Tews. Pastor Oliver aus Marxloh ist entsetzt, und der Kolping-Verband Duisburg Nord ist es auch.

„Es ist nicht mein Wunsch“, sagt Spaniel grundsätzlich zu der „maximal bis zum Wintereinbruch“ dienenden Zelt-Notlösung, die von vielen Medien aufgegriffen wird und den Stadtdirektor zum Interviewmarathon zwingt. Dass zurzeit bis zu 45 Flüchtlinge täglich nach Duisburg kommen, hält er im Gegensatz zu Enzweiler für „unvorhersehbar“. Spaniel: „Vor einem halben Jahr kannte die IS noch keiner“ und hätte ahnen können, was deren Vertreibungspolitik für die Flüchtlingsbewegung bedeuten würde. Außerdem gebe es eine Sondersituation in Duisburg, da sich hier „auch rund 10 000 Bulgaren und Rumänen um günstigen Wohnraum bemühen“.