Berlin.. Es ist ein Tag der Freude, aber auch ein Tag der Erinnerung an die Opfer. Das zentrale Gedenken zum 25. Jahrestag des Mauerfalls findet in der Berliner Mauer-Gedenkstätte statt. Kanzlerin Merkel steckt eine Rose zwischen die Steine der einstigen Sperranlage.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Weltgemeinschaft am 25. Jahrestag des Mauerfalls zur Lösung internationaler Konflikte und zur Achtung der Menschenrechte aufgerufen. "Wir können die Dinge zum Guten wenden - das ist die Botschaft des Mauerfalls", sagte die Kanzlerin am Sonntag auf der zentralen Gedenkfeier zum Jubiläum der Maueröffnung in Berlin. "Sie richtet sich besonders an die Menschen in der Ukraine, in Syrien und im Irak und in vielen anderen Regionen unserer Welt, in denen Freiheits- und Menschenrechte bedroht oder gar mit Füßen getreten werden."

In der Gedenkstätte an der Bernauer Straße eröffnete Merkel eine neue Dauerausstellung zur Geschichte der Mauer, die mehr als 28 Jahre die Stadt Berlin teilte. Immer wieder sprach die Kanzlerin bei ihrem Rundgang mit Zeitzeugen. "Der Tag der Freiheit ist immer auch ein Tag des Gedenkens an die Opfer", sagte Merkel. Dies schließe auch die Verfolgten der Staatssicherheit ein. Die DDR sei ein "Unrechtsstaat gewesen", ein "ideologiebesessenes Regime".

Merkel sieht Mauerfall als Beweis, dass "nichts so bleiben muss, wie es ist"

Die Kanzlerin forderte weitere Lehren aus der Vergangenheit. Weitere Mauern könnten eingerissen werden, sagte Merkel - "Mauern der Diktatur, der Gewalt, der Ideologien, der Feindschaften". Die deutsche Erfahrung vor 25 Jahren habe gezeigt: "Träume können wahr werden. Nichts muss so bleiben wie es ist." Ausdrücklich würdigte Merkel die demokratischen Bewegungen in den östlichen Nachbarländern und die Politik des damaligen sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow als Voraussetzung für den Mauerfall.

Die Kanzlerin erinnerte in ihrer Rede auch an andere Ereignisse der deutschen Geschichte wie den 9. November 1938, als die Nazi-Gewalt gegen jüdische Synagogen, Bürger und Geschäfte den millionenfachen Mord an den Juden einleitete. "Deshalb empfinde ich heute nicht nur Freude, sondern auch die Verantwortung, die uns die deutsche Geschichte insgesamt aufgegeben hat." Als "großes Glück und Geschenk" würdigte Merkel die Europäische Einigung.

"Wir verneigen uns vor den Opfern der Mauer"

Bei der zentralen Veranstaltung von Bund und Land Berlin an der Bernauer Straße erinnerte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) an die mindestens 136 Menschen, die an der Mauer ums Leben gekommen sind. "Wir verneigen uns vor den Opfern der Mauer und vor den vielen Menschen, die als Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in der DDR und allen Ländern des Ostblocks unermessliches Leid erfahren mussten", sagte er.

Die Bernauer Straße galt als Symbol der Teilung. Nach dem Mauerbau 1961 gehörten die Häuser auf einer Straßenseite zum Osten, der Bürgersteig davor zum Westen. Damals spielten sich dort dramatische Szenen ab; auch Tage nach dem Mauerbau versuchten die Menschen dort noch, aus den Fenstern ihrer Häuser in den Westen zu springen.

Für den Nachmittag war ein Festakt des Landes Berlin im Konzerthaus am Gendarmenmarkt geplant. Als Redner wurde der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD), erwartet. Neben Merkel hatte sich auch Bundespräsident Joachim Gauck angesagt. Höhepunkt des Jubiläumsfestes soll am Abend ein großes Bürgerfest am Brandenburger Tor werden. Als Symbol für den Fall der Mauer sollten knapp 7000 leuchtende Ballons in den Abendhimmel aufsteigen.

"Der 9. November ist ein Glückstag"

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erinnerte mit einem zentralen Gedenkgottesdienst in Dresden an den Mauerfall. "In einer Situation, in der (...) niemand sonst dem Protest hätte Raum und Stimme geben können, standen die Türen der Kirchen offen", sagte Sachsens Landesbischof Jochen Bohl in der Kreuzkirche.

Mit einem großen Festprogramm haben auch Thüringen und Hessen am Sonntag an den Mauerfall vor genau 25 Jahren erinnert. "Der 9. November ist ein Glückstag", betonte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) in Vacha (Wartburgkreis) an der früheren deutsch-deutschen Grenze. Der Wunsch nach Freiheit und Demokratie habe über Sozialismus und Planwirtschaft gesiegt. Am Mittag wollten Lieberknecht und ihr hessischer Kollege Volker Bouffier (CDU) an der "Brücke der Einheit" Kränze niederlegen. (dpa)