Dortmund.. Seit Montag können misshandelte Kinder aus Heimen Finanzhilfen aus einem 120-Millionen-Fonds erhalten. Doch was ihnen an Unterstützung angeboten wird, empfinden viele von ihnen als neuerliche Demütigung. Sie drohen mit Klage.

Der Groll sitzt tief. Was ehemaligen Heimkindern seit Montag an Unterstützung angeboten wird, empfinden viele von ihnen als neuerliche Demütigung.

Sie wollen klagen - „bis hin zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg“, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder (VEH), Dirk Friedrich, auf Anfrage der WR.

Schon die Verhandlungen des Runden Tisches Heimkinder endeten im Eklat. „Wir wollen ihre Almosen nicht“, empörte sich der VEH. Die „Enttäuschung über diese von den staatlichen und kirchlichen Täterorganisationen“ aufgezwungene Regelung sei nicht verflogen. „Wut und Verzweiflung wechseln sich ab“, sagt Friedrich. Von „Hoffnung“ spricht er nur mit Blick auf die Gerichte: Die Zuversicht sei groß, sagt er, „doch noch eine Entschädigung, die auch den Namen verdient, zu erklagen“.

Fast 400 Ehemalige hätten diesen Weg beschritten. „Das größte und widerlichste Verbrechen an Kindern und Jugendlichen in der Nachkriegszeit“, so Friedrich, „ ist so nicht einfach unter den Tisch zu kehren.“

Im Fonds „Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975“ stehen insgesamt 120 Millionen Euro zur Verfügung. Je ein Drittel kommen von Bund, Ländern und Kommunen sowie katholischer und evangelischer Kirche und deren Wohlfahrtsverbänden sowie den Orden. Die zeitlichen und örtlichen Begrenzungen werden schon an der Bezeichnung erkennbar: die DDR und die Zeit nach 1975 sind ausgenommen.

„Die Leistungen können nichts ungeschehen machen,“ sagte gestern der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche, Hans Ulrich Anke, „aber sie sollen Menschen helfen, die Folgen besser zu bewältigen.“