Moskau. Die drei Sängerinnen von “Pussy Riot“ sollen wegen “Rowdytums“ und der “Anstachelung zu religiösem Hass“ für drei Jahre ins Gefängnis. Das hat am Montag die Staatsanwaltschaft gefordert. Pussy Riot drohten gar bis zu sieben Jahren Haft, Putin forderte allerdings ein mildes Urteil.
Im Prozess gegen die drei angeklagten Mitglieder der regierungskritischen russischen Punkband Pussy Riot hat die Staatsanwaltschaft jeweils drei Jahre Haft gefordert. Die drei Frauen Maria Alechina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch seien des "Rowdytums" und der "Anstachelung zu religiösem Hass" schuldig, erklärte der Staatsanwalt am Montag.
Ihr Vergehen, ein gegen den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin gerichtetes Lied in einer Kirche zu singen, sei so "schwer", dass sie "von der Gesellschaft isoliert" werden müssten und es einen "echten Entzug von Freiheit" geben müsse, fügte der Staatsanwalt hinzu.
Richterin wird politische Befangenheit vorgeworfen
Die Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot haben der Richterin in einem Prozess wegen Rowdytums politische Befangenheit und mangelnden Respekt vor der Verteidigung vorgeworfen. "Meine Gesuche werden gar nicht erst gehört", sagte die 23-jährige Musikerin Nadeschda Tolokonnikowa am Montag.
Sie sei nur ein Körper, der täglich ins Gericht gebracht werde und von zehn bis zehn dort bleiben müsse. Bereits bei früheren Gelegenheiten hatten sich die drei angeklagten jungen Frauen über Essens- und Schlafentzug beschwert. Ein erneuter Antrag der Anwälte der Band, die Richterin aus dem Verfahren zu entfernen, wurde am Montag abgelehnt.
Den Punk-Rockerinnen wird vorgeworfen, Ende Februar vor der russischen Präsidentenwahl die orthodoxe Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gestürmt und Putin von der Kanzel herab verunglimpft zu haben. Die Aktion dauerte weniger als eine Minute. Das Vorgehen der russischen Behörden, insbesondere die seit Monaten andauernde Inhaftierung der Frauen, ist international scharf kritisiert worden. Vor Gericht bekannten sich die Musikerinnen am Montag für nicht schuldig im Sinne der Anklage.
Pop-Star Madonna hat sich während ihrer Russland-Tour für eine baldige Freilassung der wegen Rowdytums angeklagten Mitglieder der Punkband Pussy Riot ausgesprochen. "Ich bin für die freie Meinungsäußerung und hoffe, dass die Richter Nachsicht zeigen", sagte die Sängerin am Montag der Nachrichtenagentur AP.
Britische Rockstars protestieren gegen Prozess von Pussy Riot
In der vergangenen Woche hatten zahlreiche britische Rockstars Russland zu einer Einstellung des Prozesses gegen die drei Frauen von Pussy Riot aufgerufen. Pete Townshend von der Gruppe The Who, Pulp-Sänger Jarvis Cocker und Neil Tennant von den Pet Shop Boys veröffentlichten in der Zeitung "The Times" einen offenen Brief. Darin forderten sie die Freilassung der Frauen, die sich seit vier Monaten in Untersuchungshaft befinden.
Der Auftritt der Frauen in der wichtigsten Moskauer Kathedrale sei eine legitime Protestaktion gewesen, schrieben die Musiker. Der Brief erschien während des Aufenthalts Putins in London. Das russische Staatsoberhaupt war nach London gereist, um den britischen Premierminister David Cameron zu treffen und die Olympischen Spiele zu besuchen.
Seit dem Amtsantritt Putins als Präsident im Mai gehen die Behörden nach Darstellung der Opposition verstärkt gegen dessen Gegner vor. Unter anderem wurden Strafen für Demonstrationsteilnehmer erhöht und aus dem Ausland finanzierte Organisationen einer verschärften Kontrolle unterworfen.
Putin sprach sich für milde Strafe für Pussy Riot aus
Allerdings hatte sich der russische Präsident Wladimir Putin vor wenigen Tagen erstmals öffentlich zur Anklage gegen die Mitglieder der Punkband Pussy Riot geäußert und sich dabei für eine milde Strafe ausgesprochen. Zugleich kritisierte er die wegen Rowdytums angeklagten Musikerinnen. "Ich denke, das Urteil sollte nicht zu hart ausfallen", sagte der Staatschef laut russischen Nachrichtenagenturen am Donnerstagabend während eines Besuchs in London. Die drei jungen Frauen hätten ihre Lektion bereits gelernt. (dapd/afp)