Hamburg.. Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird, besagt ein altes Sprichwort. Im Plasberg-Universum der ARD wurde Angela Merkels angebliche Rache an ihrem Ex-Umweltminister ausführlich diskutiert. Was die Macht mit Politikern macht, blieb aber dennoch im Dunkeln.

„Unter Feinden“ hieß es am Montagabend bei Frank Plasberg in „Hart aber fair“- wahrscheinlich in Anspielung an den deutschen Untertitel des oscarprämierten Kino-Hits „Departed“ von Regie-Legende Martin Scorsese. In eben jenem Hollywood-Streifen bespitzeln sich Polizisten und Gangster, um letztlich auf eine große Katastophe zuzusteuern. Wie so oft geht es um Macht und ums große Geld - und natürlich sind fast alle bereit, dafür über Leichen zu gehen.

Eine Binse, dass es im wahren Leben in der Wirtschaft als auch in der Politik natürlich ähnlich knallhart, rücksichtslos und brutal zugehen kann wie in Gangsterfilmen – natürlich nur im übertragenen Sinne. Wie hart das politische Geschäft aber sein kann, haben das „enfant terrible“ der FDP, Wolfgang Kubicki, oder die ehemalige grüne Gesundheitsministerin, Andrea Fischer, in ihren Laufbahnen schon erfahren müssen.

Rücktritt oder Rausschmiss

Sie beide waren zu Gast bei Plasberg und sie beide wurden vor Jahren von „Parteifreunden“ recht ruppig zum Rücktritt gedrängt, bekamen öffentlich lanciert von den eigenen Leuten den ein oder anderen Klumpen Schlamm ins Gesicht. Anlass genug für Plasberg, um über die angeblich verrohenden Sitten im Politik-Betrieb zu talken.

Aufgehängt wurde die Sendung jedoch an dem nicht mehr ganz brandaktuellen Rausschmiss des vormals Klügsten in Mutti Merkels Kabinett – Norbert Röttgen. Dieser durfte nach der verlorenen Landtagswahl in NRW, für die er reumütig die volle Verantwortung übernommen hatte, um dann – wahrscheinlich halb erleichtert, nicht mehr wahlkämpfend durch die westfälische Peripherie tingeln zu müssen – in die Bundeshauptstadt in sein Ministerbüro zurückkehren, nur um dann von seiner Chefin vor die Wahl „Rücktritt oder Rausschmiss“ gestellt zu werden.

Spannende Ansätze verschenkt

Über die Ursachen ist bereits vieles geschrieben und gesagt worden. Von Illoyalitäten Röttgens war die Rede, von einem abgekühlten Verhältnis der Mentorin zu ihrem Zögling, gar von Überheblichkeiten des so kosmopolitischen Ministers gegenüber dem nüchtern-pragmatischen Politikstil seiner Regierungschefin. Müsste man den Hintergrund dieser Kündigung aber wohl in einem einzigen Wort zusammenfassen, dann wäre dies wohl folgendes: Macht – der Treib- und Schmierstoff so vieler großer Karrieren.

Und genau zu diesem Thema stellte Plasberg in der Anmoderation zur Sendung auch einige wirklich interessante Fragen, nur um diese in den folgenden 75 Minuten ziemlich links liegen zu lassen. Spannende Ansätze wie die Frage, welcher Typ Mensch das eigentlich ist, der sich angesichts des hohen und mitunter unfairen Wettbewerbs unter den Akteuren im Politikbetrieb überhaupt noch durchsetze oder aber ob man zwangsläufig seine Überzeugungen zu gunsten der Laufbahn über Bord werfen müsse, um es nach ganz oben zu schaffen, wurden dann in der Sendung nur lapidar gestreift.

Kein Kind von Traurigkeit

Stattdessen berichtete Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm vage über sein Zerwürfnis mit Altkanzler Kohl und beklagte Merkels schlechten Stil bei dem Röttgen-Rauswurf, ganz außer Acht lassend, dass der „arme“ Röttgen auf seinem Weg nach oben auch kein Kind von Traurigkeit war, das den ein oder anderen Konkurrenten duchaus machtbewusst und erfolgsorientiert aus dem Weg geräumt hat.

Außerdem stichelte Politkberater Michael Spreng ein ums andere Mal gegen Kubicki, der im Verdacht steht, seinen FDP-Chef Rösler subtil zu piesacken und Andrea Fischer durfte dann auch noch erzählen, dass sie bei ihrer Rücktrittsrede nicht geweint habe. Oswald Metzger, der vor einiger Zeit von den Grünen zur CDU gewechselt ist, war übrigens auch da. Was er aber in dieser Runde zu diesem Thema verloren hatte, bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis, gehütet von der Plasberg-Redaktion.

Trotzdem gerieten die 75 Minuten – in denen sich übrigens Kubicki als glänzender Rhetoriker und geschickter Präsentator pesudo-ehrlicher Authentizität inszenierte – durchaus kurzweilig, gerade auch wegen der vielen Anekdoten der anwesenden Polit-Saurier Blüm und Kubicki. Dennoch bleibt am Ende der Eindruck, dass das Potenzial des Themas ein bisschen leichtfertig verschenkt wurde. Schade, etwas mehr thematische Tiefe hätte Plasberg dem Gebührenzahler duchaus „zumuten“ können.