Düsseldorf/Essen.. Das Rauchverbot ist noch nicht in Kraft getreten, da melden die ersten Nichtraucher den Ordnungsämtern schon Wirte, die das Gesetz unterwandern wollen. Die Empörung über diese “Kneipenspionage“ ist groß. Auch Opposition und Gastronomie kritisieren den verschärften Nichtraucherschutz.
Das ab 1. Mai geltende absolute Rauchverbot in Kneipen und Restaurants in NRW ist auf erbitterte Kritik von Opposition und Gastronomie gestoßen. CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann warf der rot-grünen Landesregierung eine „Entmündigung“ der Bürger vor. „Rot-Grün will mündige Menschen mit dem Dampfhammer erziehen“, kritisierte Laumann. Damit setze Rot-Grün auch die Brauchtumsveranstaltungen aufs Spiel.
Scharf attackierte der CDU-Oppositionschef im Landtag, dass die Regierung Wirten „nicht einmal Übergangsfristen eingeräumt“ habe. Leidtragende seien neben Kneipenwirten insbesondere Schützen- und Karnevalsvereine. FDP-Expertin Susanne Schneider sprach von "rot-grüner Bevormundungspolitik". Den Grünen gehe es bei mit dem bundesweit schärfsten Rauchverbot weniger um Gesundheitsvorsorge als "um die Umerziehung von Bürgern - und die SPD folgt in blindem Gehorsam", klagte Schneider.
Der Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) schätzte, dass bis zu 3000 der landesweit knapp 40 000 Betriebe das Rauchverbot mittelfristig nicht überleben werden. Der Präsident des NRW-Verbandes, Olaf Offers, warnte davor, dass das strikte Rauchverbot viele Anwohner in der Nachbarschaft von Kneipen auf den Plan rufen werde. Gastwirten, vor deren Betrieben rauchende Gäste nach 22 Uhr Lärm produzierten, drohten bei Wiederholungen empfindliche Geldstrafen bis hin zum Konzessionsentzug.
Sind wir ein Volk von Denunzianten?
Sind wir Deutschen ein Volk von Petz-Liesen oder gar
schlimmer, ein Volk von Denunzianten? Diese Frage bewegt unsere Nutzer, denn
der 30. April wird der letzte Abend sein, an dem man in seiner Kneipe legal
eine Zigarette rauchen darf. Ab dem 1. Mai gilt dann das Rauchverbot in NRWs
Gaststätten. Der ein oder andere Bürger ist bereits vor der Frist dazu
übergegangen Wirte zu melden, die angekündigt haben, das Rauchverbot zu
unterlaufen.
Manchem Nutzer ist die Reaktion seiner Mitmenschen
regelrecht peinlich. Broncezeit sorgt sich um das Bild, das denunzierende
Deutsche in der Öffentlichkeit hinterlassen. Schließlich handele es sich um
eine typische deutsche Eigenschaft, die uns als Volk im Ausland täglich Sympathien
koste. Bonnymama fühlt sich als Raucherin zu einem Mensch zweiter Klasse
degradiert und merxess fürchtet sich vor „der Rache der Turnbeutelvergesser und
Spaßbremsen.“ Shahzad empfiehlt die „Kneipenspionage“ all jenen, denen das
Aufschreiben von Falschparkern daheim zu langweilig sei.
Denunziantentum, die
älteste deutsche Tugend
„Hier haben einige Leute ja schon heftiges Lampenfieber“, meint sebas mit
Blick auf die aufgeheizte Diskussion. „Wird es für den Raucher eigentlich ein
wirklicher Kneipen-Genuss sein, wenn er sich ab Morgen heimlich eine Zigarette
anzündet und zwischen den Zügen dann nervös nach möglichen Denunzianten und
oder Ordnungshütern umschaut? Wird es für den Nichtraucher denn ein wirklicher
Kneipen-Genuss sein, wenn er sich ab Morgen heimlich nach gesetzesbrecherischen
Rauchern umschaut, um diese dann lauthals zu beschimpfen und oder die
Ordnungshüter zur Hilfe zu rufen?“
„Ich sehe sie schon, die geifernden Nichtraucher, die nachts
durch die dunklen Straßen ziehen und heimliche Blicke in Kneipenfenster werfen,
damit sie am nächsten Tag Gastwirte und Raucher anzeigen können“, witzelt
Pottkind-468 in seinem Kommentar.
Denunzianten als
„aufrechte Demokraten“
Auffällig ist, dass unsere Nutzer zwar leidenschaftlich über die
vermeintlich älteste deutsche Tugend diskutieren, aber dazu bekennen wollen
sich nur wenige. Nutzer Schubiduhu ist der Einzige, der frei zugibt unerlaubtes
Rauchen melden zu wollen. Er bezeichnet die so genannten „Denunzianten“ als
„aufrechte Demokraten, die für die Einhaltung von Gesetzen eintreten.“
Der große Rest unserer Nutzer hegt keine Sympathien für die vermeintlichen
Spione. Wobei diese Bezeichnung neben Lump oder Ökohansel noch harmlos sind. Raucher,
so scheint es, halten zusammen. Wenige unserer Nutzer sind wirklich besorgt,
dass man sie wegen des Rauchens in ihrer Lieblingskneipe anzeigen könnte. Für
roethomaxx ist klar: „In meinem Stammlokal herrscht die Omertà. Da wird kein
Raucher an die Obrigkeit verpetzt!“
Bevormundung des Bürgers
Der einhelligen Nutzermeinung nach handelt es sich bei diesem Gesetz
lediglich um eins: Bevormundung des Bürgers. „Der Staat möchte doch nur den
Bürger erziehen“, meint bion. „Entweder werden dem Bürger Dinge vorenthalten,
wie Glühlampen oder nicht zertifizierte Gemüsesorten, oder Verbotsgesetze
erlassen.“
„Die Raucherräume haben niemandem geschadet“, schreibt Kernow. „Aber ich bin
dafür, dass die Nichtraucher im Sommer Zugangsverbot zu den Biergärten
bekommen. Sie haben so sehr für rauchfreie Gaststätten gekämpft, dann sollen
sie im Sommer auch die gute Luft in den Kneipen genießen.“
Der Nutzer notarius kritisiert das Rauchverbot als nichteinheitliches
Stückwerk voller Schlupflöcher, das geradezu zum Regelbruch einlade. „Während
es zum Beispiel in Berlin, Hamburg oder Brandenburg noch Ausnahmen gebe
(Nebenräume, Discos, Einraumkneipen), bestehe in anderen Bundesländern ein
totales Verbot. Entweder Rauchen ist gefährlich, dann überall, oder nicht“,
schreibt notarius und fragt weiter: „Wieso legt jede Stadt die Höhe der Strafe
selber fest? Warum gibt es hier keine einheitliche Linie?“