Erkelenz. Großeinsatz im Braunkohlerevier: Aktivisten protestierten am Samstag am Tagebau Garzweiler. Erst ein Großaufgebot der Polizei beendete die Aktion.

Mehrere hundert Umweltaktivisten sind am Samstag in den Braunkohle-Tagebau im rheinischen Garzweiler eingedrungen. Weil eine Gruppe am Vormittag in die Nähe eines Baggers gelangen konnte, wurde dort der Betrieb gestoppt, wie ein Sprecher der Betreibers RWE bestätigte. Die Demonstranten hätten sich auf die Ketten des Baggers gesetzt, berichtete ein Augenzeuge.

Der Polizei gelang es bis zum Nachmittag, die Besetzung des 80 Meter hohen und 200 Meter langen Baggers zu beenden. Sie nahm nach eigenen Angaben über 100 Teilnehmer der Aktion fest. Die übrigen Bagger in dem Tagebauloch liefen.

Stundenlang Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Aktivisten

Über Stunden kam es im Tagebau immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Aktivisten. Die Polizei setzte nach Angaben eines Sprechers auch Pfefferspray und Schlagstöcke ein. 1200 Beamte waren im Einsatz. RWE Power kündigte an, gegen die Störer juristisch vorzugehen. Arbeiter des Energieriesen hatten am Samstag für den Erhalt ihrer Jobs demonstrieren wollen; die Aktion sei dann aber abgebrochen worden, teilte das Unternehmen mit.

Zu dem Protest hat das Aktionsbündnis "Ende Gelände" aufgerufen. Die Tagebaue seien die größten CO2-Verursacher Europas, kritisiert das Bündnis. Man wolle nicht tatenlos zusehen, wie die Lebensgrundlage von immer mehr Menschen weltweit zerstört werde, hieß es in einer Ankündigung.

Schon am Morgen gab es erste Festnahmen auf dem und am RWE-Gelände. Das Vorhaben der Braunkohle-Gegner wird als Hausfriedensbruch gewertet - also als Straftat.
Schon am Morgen gab es erste Festnahmen auf dem und am RWE-Gelände. Das Vorhaben der Braunkohle-Gegner wird als Hausfriedensbruch gewertet - also als Straftat. © dpa | dpa

Erste Festnahmen in der Grube von Garzweiler

Viele der Aktivisten schilderten die Lage vor Ort über den Kurznachrichtendienst Twitter. Im Sekundentakt liefen Tweets mit dem Stichwort #EndeGelaende ein, das Thema ist am Morgen "Trending Topic" in Deutschland, also meistdiskutiert. Den Aktivisten zufolge hat es vor 9 Uhr bereits erste Festnahmen gegeben. Die Polizei wollte das zunächst nicht bestätigen; Bilder zeigen jedoch, wie Polizisten Aktivisten abführen.

Wie der WDR berichtete, hatte die Protestaktion am Vormittag auch Auswirkungen auf den Verkehr: Die Polizei habe die A61 zwischen dem Dreieck Jackerath und dem Kreuz Mönchengladbach-Wanlo zwischenzeitlich vorsichtshalber in beiden Richtungen gesperrt. Auch die Verbindung von der A44 auf die A61 in Richtung Venlo sei gesperrt worden. Aktivisten sollen sich von einer Brücke abgeseilt haben.

Proteste gegen die rheinischen Tagebaue hatte es immer wieder gegeben. Zuletzt hatten Aktivisten im Juni einen Bagger zwei Tage lang besetzt. Ungewöhnlich ist bei der jetzigen Aktion die hohe Zahl der Aktivisten. (dpa/we)