Berlin.. Die Deutschen erleben gerade eine neue Kanzlerin: die sonst so eiserne Angela Merkel ist lädiert. Ein Sturz in der Loipe hat sie teilweise außer Gefecht gesetzt. Ihre Vertretung ist für alle Fälle geregelt. Und sie behält die Fäden in der Hand.

Nach dem Skiurlaub hat sie den Vorfall zunächst verharmlost. Wird schon wieder. Tagelang ging das so. Die Schmerzen aber blieben. Um einen Arztbesuch kam Angela Merkel (CDU) nicht herum. Letzten Freitag war sie so weit und die Diagnose ein Schock: Die vermeintliche Prellung erwies sich als Bruch im Becken – ein Klassiker unter den Skiverletzungen.

Nun erleben die Deutschen eine neue Kanzlerin: lädiert. Wochenlang muss die 59-Jährige pausieren. Gestern sagte sie eine Reihe von Terminen ab. Gerade erst hatte die Kanzlerin ihr Mitgefühl für den beim Ski schwer gestürzten Rennfahrer Michael Schumacher ausgedrückt. Nun lenkt auch sie die Aufmerksamkeit darauf, dass es immer ein Restrisiko gibt, selbst beim Langlauf und selbst bei relativ niedrigen Geschwindigkeiten.

Keine Sportlerin

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Wie Millionen Deutsche fährt die Kanzlerin jeden Winter in den Urlaub, um beim Skifahren Kraft zu tanken. Sie ist ihren Bürgern nicht als große Sportlerin bekannt. Dem früheren Radprofi Jan Ulrich hat sie erzählt, dass sie früher in der Schule in der DDR „erkennbar so wenig begabt“ war, dass man sie für keine Sportart für geeignet hielt.

Die Festtage verbrachte Merkel in St. Moritz: frische Luft, 20 bis 30 Zentimeter Schnee und dazu 250 Kilometer Loipe. Perfekt. Eigentlich. Aber bei einer der Touren ist Merkel gestürzt. Ein Missgeschick. „Wir gehen von niedriger Geschwindigkeit aus“, so Regierungssprecher Steffen Seibert. Ein Bluterguss, Schmerzen. Dennoch ging sie von einer Prellung aus, als sie am 30. Dezember die Rückreise nach Berlin antrat, wo am selben Tag die Silvesteransprache aufgezeichnet wurde.

Sie kann es nicht lassen

Dann, beim Arzt, die Diagnose: „unvollständiger Bruch im linken hinteren Beckenring“. Sie muss viel liegen. Und wenn sie geht, dann nur mit Hilfe, Stock oder Krücke. Merkel sei mobil erreichbar und „technisch in der Lage, die Regierungsgeschäfte zu führen“, so Seibert. Ihre Vertretung ist geregelt – Paragraf 8 der Geschäftsordnung der Regierung: Ein Minister wird dazu ernannt. Wer das ist, versteht sich von selbst. Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD).

Schon öfter regierten Kanzler vom Krankenbett aus, Konrad Adenauer, Willy Brandt, Helmut Kohl. Merkel fällt es nicht ganz leicht. Sie kann es nicht lassen. Erst gestern war sie wieder im Kanzleramt und ließ sich mit den deutschen Soldaten im Ausland verbinden. Heute haben sich die Sternsinger angesagt. Merkel will sie persönlich empfangen. Vermutlich wird es dann die ersten Bilder von Merkel mit einer Gehhilfe geben. Auch zur morgigen Kabinettssitzung will sie da sein.

Andere Termine hat die Kanzlerin abgesagt. Ein Besuch in Polen und eine CDU-Klausur in Erfurt werden verschoben. Als sicher gilt, dass sie bei der für den 22. Januar geplanten Koalitionsklausur wieder dabei sein wird. Dann will die Große Koalition durchstarten.