Berlin. Eine Gruppe von Ex-Bürgerrechtlern greift Joachim Gauck an. Sie legen eine Sichtweise nahe, wonach Gauck nie ein Freiheitskämpfer gewesen ist. Gaucks Freiheit, so die Kritiker, sei die Freiheit der Privilegierten.
Frühere DDR-Bürgerrechtler zweifeln an der Eignung Joachim Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten. Gauck werde die Kompetenz für das Präsidentenamt mit Blick auf sein Leben in der DDR zugesprochen, schrieben elf Mitglieder kirchlicher Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in einer vom Berliner "Tagesspiegel" veröffentlichten Erklärung. Gauck sei in der DDR aber nur vom Mangel an Freiheit geprägt worden, nicht jedoch vom Kampf für deren Durchsetzung.
Gauck gehe es um die Selbstermächtigung des Einzelnen, die Unterzeichner hätten sich schon in der DDR um die Freiheit aller bemüht, heißt es in der Erklärung, die neben anderen der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer und der frühere Erfurter Propst Heino Falcke unterschrieben haben.
Persönliche Selbstbehauptung führe nur zur Freiheit für Privilegierte. Gauck sonne sich zwar im "Glanz des Unpolitischen", doch habe er seit 1990 eminent politische Positionen übernommen.
Woher kommt die Kompetenz des Bundespräsidenten?
"Gauck hat die Erwartungen derjenigen beflügelt, die durch die Beschwörung des Antikommunismus die Freiheit verteidigen wollen", schrieben dessen Kritiker. Die Kompetenz des künftigen Bundespräsidenten komme aber nicht aus der Beschwörung der Vergangenheit. Vielmehr müsse er "Fragen der Zukunft" thematisieren.
Dazu zählten die Unterzeichner die Abwehr eines Angriffs der Finanzmärkte auf die Demokratie, eine zunehmende Verarmung vieler bei wachsendem Reichtum weniger, Raubbau an natürlichen Lebensgrundlagen und die friedliche Lösung von Konflikten.
"Diesen Bundespräsidenten werden wir daran messen, ob und wie er sich die Freiheit nimmt, die Politik angesichts dieser fundamentalen Herausforderungen in die Verantwortung zu nehmen", schrieben sie. (dapd)