Essen.. Jeder zweite Deutsche ist zu dick. Jetzt will die große Koalition Übergewicht den Kampf ansagen. Im Gespräch sind höhere Steuern für Süßigkeiten.
Die große Koalition sagt dem Übergewicht verstärkt den Kampf an. Gemeinsam mit der Wirtschaft soll eine Strategie erarbeitet werden. Ziel sei es, dass Produzenten „weniger zuckerhaltige Produkte anbieten“, betont Elvira Drobinski-Weiß, die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Der entsprechende Ernährungsantrag liege dem Bundestag bereits vor.
Bislang unterliegen Süßwaren und Süßgetränke lediglich einem ermäßigten Steuersatz. Und die volle Besteuerung mit 19 Prozent ist für die SPD absolut kein Tabu. „Wenn ich an den Geldbeutel gehe, kann ich etwas verändern“, sagt Drobinski-Weiß. „Persönlich plädiere ich nach skandinavischem Vorbild sogar für ein Werbeverbot für Süßwaren.“
Kritisch sieht Prof. Georg Wittich von der Hochschule Niederrhein den Steuervorstoß. In Ungarn und Dänemark habe es Versuche gegeben, den Fettkonsum der Bevölkerung durch eine steuerliche Belastung zu steuern: „Beide waren nicht erfolgreich“, erklärte der Ernährungswissenschaftler. Seiner Meinung nach müsse man eher bei einer noch stärkeren Verbraucherbildung ansetzen, wobei: „Das Zucker gewisse Krankheiten begünstigt, sollte heutzutage jedem bekannt sein.“
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Laut einer Erhebung der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) stieg die Zahl der adipösen Patienten in NRW-Krankenhäusern innerhalb von acht Jahren um 160 Prozent. Wurden laut dem Statistischen Landesamtes 2013 insgesamt 3700 Übergewichtige in einer Klinik behandelt, so waren es 2005 nur 1414. Die Kosten für die Behandlung adipöser Patienten haben sich laut DAK in NRW seit 2009 auf über eine Million Euro mehr als verdoppelt.
Magenoperation ist das letzte Mittel
In zwei Dritteln aller Fälle unterziehen sich die Adipositas-Patienten einer Magenverkleinerung, um abzunehmen. Die Magenoperationen seien, wenn sie medizinisch notwendig sind, das letzte Mittel schwer übergewichtigen Patienten zu helfen, sagt DAK-Sprecher Rainer Lange. Sie seien aber nur eine „Spitze eines Eisbergs“. Lange: „Das Problem fängt viel früher an“. Ernährungs- und Bewegungsprävention müsse in Familien, an Schulen und am Arbeitsplatz greifen.
Laut der Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ entstehen dem deutschen Gesundheitswesen durch Fettsucht jährlich 20 Milliarden zusätzliche Kosten.