Essen.. 20 Prozent weniger Besucher in zehn Jahren, steigende Energiekosten, harter Wettbewerb. Die Parks sollen gerettet werden. Dortmund zeigt, wie das geht.
Sie waren – und sind noch immer – grüne Oasen in einer großstädtischen Umgebung. Gegründet in den 1970er-Jahren, als das Revier grauer, die Luft zwischen Unna und Duisburg dicker und die Arbeit sehr industriell war. Die fünf Revierparks sind in die Jahre gekommen, und es geht ihnen wirtschaftlich nicht gut. Das heißt nicht, dass die Revierbürger diese speziell für sie geschaffenen Freizeiteinrichtungen heute verachten. Die Bäder im Duisburger Park Mattlerbusch zählten im vergangenen Jahr immerhin rund 315 000 Besucher. Aber es kommen eben nicht genügend Gäste, um die steigenden Kosten zu decken.
Der Betrieb eines Revierparks ist ein Zuschussgeschäft. In Mattlerbusch sah das zuletzt so aus: Die Gesellschafter – Stadt Duisburg und Regionalverband Ruhr (RVR) – stockten ihre Zahlungen von jeweils 255 000 Euro im letzten Jahr schon um 100 000 Euro auf und überwiesen im laufenden Jahr gleich noch den Zuschuss von 2016 als Vorschuss mit, weil dem Revierpark sonst das Geld ausgegangen wäre. Auch dem Freizeitzentrum Kemnade in Witten wurden im laufenden Jahr schon Sonderzuschüsse genehmigt. Eine schwarze Null schreiben die Revierparks, wenn überhaupt, nur noch, wenn sie auf ihr dahinschmelzendes Eigenkapital zurückgreifen. Der RVR spricht von einem „erheblichen Substanzverzehr“. Gehe die Entwicklung so weiter, dann drohten Insolvenzen.
Ein „Profi“ soll es richten
Seit zwei Jahren werden im RVR und in den betroffenen Städten Pläne zur Rettung der Revierparks erarbeitet. Der Regionalverband schlägt eine „Verschmelzung“ der Verwaltung von Gysenberg, Nienhausen, Vonderort, Mattlerbusch und dem Freizeitzentrum Kemnade vor und verspricht sich davon Einsparungen von 870 000 Euro. „Das Ersparte würde direkt wieder in die Betriebe investiert“, versicherte RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel gegenüber der WAZ. Sie will gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, dass die Revierparks durch die geplante Verschmelzung kaputtgespart werden könnten. Der RVR lockt sogar mit einem „Sanierungs- und Investitionsprogramm von zwei Millionen Euro“, mit dem die neue „Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr“ ausgestattet werden soll.
Ein hauptamtlicher Geschäftsführer, ein „Profi“, soll die kriselnden Parks wieder aufpäppeln. Derzeit haben die fünf Gesellschaften, die miteinander verschmolzen werden sollen, acht Geschäftsführer, und die meisten von ihnen arbeiten nebenamtlich. An jedem Betrieb „hängen“ noch dazu ein Verwaltungs- und ein Aufsichtsrat. Das ginge alles auch viel schlanker und effizienter und billiger, finden die Freunde der Verschmelzungs-Idee.
Einer der Revierparks allerdings, Wischlingen in Dortmund, will sich nicht mit seinen älteren „Geschwistern“ in der Region zusammentun. Im Gegenteil: Die westfälische Metropole möchte den Park ohne den RVR in Eigenregie betreiben. Wischlingen macht also sein eigenes Ding, und die Stadt Dortmund glaubt, sie könne sich das leisten. Denn der Park steht wirtschaftlich nicht schlecht da.
Klettergarten und Frisbee-Golf
„Die Politik in Dortmund hat im vergangenen Jahr über die Revierpark-Pläne des RVR beraten, und die Meinung war eindeutig: Für Wischlingen würde eine Verschmelzung mehr Risiken als Chancen bringen“, sagte Wischlingen-Geschäftsführer Bernd Kruse.
Viel Geld wurde zuletzt in Wischlingen investiert. Allein drei Millionen Euro für moderne, energiesparende Bädertechnik und zeitgemäße Ausstattung. „Wir haben hier fast jeden Stein umgedreht“, erzählt Kruse. Dazu kommen neue Attraktionen wie ein Klettergarten, eine Frisbee-Golfanlage, ein Wohnmobil-Stellplatz, Gastronomiebetriebe.
Wischlingen biete inzwischen mehr Veranstaltungen als der Westfalenpark. Warum also sollte man solch einen Musterpark mit anderen verschmelzen, die nicht gut funktionieren? Bernd Kruse rechnet vor: Noch 2010 habe der Dortmunder Revierpark fast 200 000 Euro Verlust eingefahren, 2014 hingegen einen Gewinn von 40 000 Euro. Dieses Plus wurde allerdings nur durch einen Griff in die eigene Kapitalrücklage möglich. 340 000 Euro kamen dadurch in die Kasse.
RVR-Chefin Geiß-Netthöfel „bedauert zutiefst“, dass Dortmund die Revierpark-Partnerschaft aufkündigen möchte. „Als es Wischlingen schlechter ging, wurde es auch ein Stück weit von den anderen mitgetragen“, sagt sie. Bei dem Rettungsplan für die Revierparks könne die Region mal unter Beweis stellen, dass sie zu gemeinsamem Handeln fähig sei.