Berlin. Mit einem Gedicht hat Günter Grass sich den Vorwurf antisemitischer Positionen eingehandelt. Das Werk mit dem Titel “Was gesagt werden muss“ erschien am Mittwoch in drei großen Zeitungen. Es thematisiert die Situation in Nahost, vor allem zwischen Israel und Iran.

Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat mit einem eigens verfassten Gedicht zum Atomkonflikt mit dem Iran eine Antisemitismus-Debatte entfacht. Der Publizist Henryk M. Broder bezeichnete den Schriftsteller am Mittwoch in einem Beitrag für die Tageszeitung "Die Welt" als "Prototyp des gebildeten Antisemiten".

Grass' Gedicht trägt den Titel "Was gesagt werden muss". Zu lesen ist es in den jeweiligen Mittwoch-Ausgaben der "Süddeutschen Zeitung", der "New York Times" und von "La Repubblica". In einer Passage des Gedichtes heißt es zu Israel: "Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu nennen, in dem seit Jahren - wenn auch geheimgehalten - ein wachsend nukleares Potential verfügbar aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung zugänglich ist?"

In seiner Gedichtanalyse wirft Broder dem Literaten antisemitische Motive vor: "Damit im Nahen Osten endlich Frieden einkehrt und auch Günter Grass seinen Seelenfrieden findet, soll Israel ,Geschichte werden'. So sagt es der iranische Präsident, und davon träumt auch der Dichter beim Häuten der Zwiebel." Grass habe schon immer ein "Problem" mit Juden gehabt, "aber so deutlich wie in diesem ,Gedicht' hat er es noch nie artikuliert".

Die israelische Botschaft protestierte kurz, aber scharf gegen Grass' Position. "Was gesagt werden muss ist, dass es zur europäischen Tradition gehört, die Juden vor dem Pessach-Fest des Ritualmords anzuklagen", heißt es in einer Pressemitteilung. "Früher waren es christliche Kinder, deren Blut die Juden angeblich zur Herstellung der Mazzen verwendeten, heute ist es das iranische Volk, das der jüdische Staat angeblich auslöschen will."

(mit dapd)