Düsseldorf..

Bewohner der Groß­städte an Rhein und Ruhr sind die Leidtragenden des dramatischen Anstiegs der Wohnungseinbrüche in NRW. Das hat nach unseren Infor­mationen am Donnerstag eine erste Feinauswertung der Kriminalitätsstatistik 2015 ergeben. Demnach entfallen nicht nur die absolut meisten Fälle auf Köln (5845), Essen (3803), Dortmund (3712), Bochum (3210), Düsseldorf (3108) und Duisburg (2220).

Die Zuwächse gegenüber dem Vorjahr erreichen in Bochum und Duisburg sogar bis zu 40 und 43 Prozent. Die Aufklärungsquoten rangierten hier zum Teil nur noch bei elf Prozent (Dortmund, Essen), 9,4 Prozent (Düsseldorf), 7,6 Prozent (Köln) oder gar sieben Prozent (Bochum). In Polizeikreisen wurde von „erschütternden Zahlen“ gesprochen.

Landesweit hatte das Innenministerium 2015, wie berichtet, einen Anstieg der Wohnungsein­brüche um 18,1 Prozent auf 62.262 Fälle registriert. Nimmt man allein die Tageseinbrüche bis 21 Uhr, liegt der Zuwachs binnen eines Jahres im Landesschnitt bei 28 Prozent. Die Opposition warf Innenminister Ralf Jäger (SPD) eine „Bilanz des Scheiterns“ vor. FDP-Innenexperte Marc Lürbke kritisierte, Jäger habe „Alarmsignale“ der Polizei überhört.

Kritik am geplanten "Einbruchsradar"

Zudem regt sich Kritik an der ­Ankündigung eines landesweiten „Einbruchsradars“. Von April an sollen alle 47 Polizeibehörden im Internet Karten veröffentlichen, die Wohnungseinbrüche verzeichnen. Die Bürger sollen so für Vorsorgemaßnahmen sensibilisiert werden und möglicherweise zur Aufklärung beitragen. Dies sei datenschutzrechtlich fragwürdig, verteuere womöglich Versicherungspolicen für Häuser und verlagere die Sicherheitsverantwortung auf die Bürger, warnten Kritiker. Pilotversuche für den Einbruchsradar gibt es bereits unter ­anderem in Hagen und Bochum.

Innenminister Jäger erklärte dagegen, die dramatische Entwicklung sei nichts NRW-Spezifisches: „In halb Europa steigen die Einbruchszahlen.“ International habe die Polizei mit einem „völlig neuen Täter­typus“ zu tun. Die Bedeutung der ­Eigenvorsorge von Hausbesitzern ist laut Jäger statistisch belegt: „44 Prozent der Einbrüche bleiben im ­Versuchsstadium stecken.“

Er warnte davor, die Kriminalitätsstatistik allein auf Einbruchszahlen zu reduzieren. Jugendkriminalität, Gewalt­delikte oder Mord und Totschlag seien ja in NRW rückläufig. Jäger: „Insgesamt leben wir in einem sehr, sehr sicheren Land.“