An Rhein und Ruhr. Knapp vier Wochen nach dem Diebstahl von drei Goldenen Löwenäffchen aus dem Krefelder Zoo wurden vier Zwergseidenäffchen aus Dortmund entwendet.
Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – die Attribute der drei Affen der Weisheit – spiegeln den aktuellen Ermittlungsstand der Polizei im Fall der vier aus dem Dortmunder Zoo gestohlenen Zwergseidenäffchen wider. Von den in der vergangen Woche entwendeten Tieren fehlt nach wie vor jede Spur – genauso wie von dem Diebstahl eines Pärchens Goldener Löwenäffchen, die ein paar Wochen vorher aus dem Krefelder Zoo gestohlen wurden. Mehr als ein merkwürdiger Zufall?
„Wir fahnden weiterhin nach Affen und Tätern“, sagt Oliver Peiler von der Pressestelle der Polizei in Dortmund. „Hinweise aus der Bevölkerung, die in der Tatnacht Einbruchsgeräusche rund um das Zoogelände vernommen haben, sind uns dabei willkommen.“
Zoodirektor Frank Brandstätter geht derweil von einem Auftragsdiebstahl aus: „Es wurde gezielt das Amazonas-Gehege aufgebrochen und nur die Zwergseidenäffchen wurden herausgenommen.“ Aufgrund ihrer Größe, Zwergseidenäffchen sind die kleinste Affenart der Welt und werden etwa 13 Zentimeter groß, sind die Tiere auf dem Schwarzmarkt besonders gefragt. Die im westlichen Amazonas lebende Primatenart könne einige Tausend Euro einbringen.
Der Verlust des Zoos wiegt umso schwerer, da zwei der Äffchen ein Zuchtpaar waren. Ohne diese könne der Tierpark die Zucht nicht fortführen. Um weitere Diebstähle zu vermeiden, setzt der Zoo mittlerweile rund um die Uhr einen Wachdienst ein.
Zuchtpärchen entwendet
Dass Tierdiebstahl beileibe keine Ausnahmeerscheinung ist, zeigt ein weiteres Vorkommnis: Ende Juli wurden aus dem Krefelder Zoo drei vom Aussterben bedrohte Goldene Löwenäffchen entwendet. Zwei der Affen, die etwa so groß sind wie ein Meerschweinchen und ihren Namen dem goldgelben Fell und der Löwenmähne verdanken, die ihr Köpfchen ziert, sind auch in diesem Fall ein Zuchtpärchen. Was die Vermutung nährt, dass auch diese zur Weiterzucht und illegalem Handel benutzt werden könnten. Die Population der im brasilianischen Regenwald lebenden Äffchen beziffere sich laut Zoo-Sprecherin Petra Schwinn auf nur 1000 Stück weltweit. 150 davon werden in europäischen Zoos gehalten.
Diese geringe Anzahl mache die auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten stehenden Affen für den Verkauf umso wertvoller. Hohe vierstellige Eurosummen könne ein Löwenäffchen auf dem Schwarzmarkt bringen. Gestohlene Tiere ließen sich zwar an einen Chip identifizieren, der meist in Schulterhöhe unter der Haut angebracht sei, „jemand der auf so ein Tier aus ist, für den ist das natürlich irrelevant“, so Schwinn.
Handel im Internet und illegaler Verkauf auf Tierbörsen
Der Schwarzmarkt mit bedrohten Tierarten hat sich in zwei Bereiche geteilt. „Einmal im undurchsichtigen Internethandel, der über Foren organisiert ist und einmal über legale Tierbörsen auf denen seltene Exemplare illegal unter der Ladentheke verkauft werden“, sagt Dirk Embert, Referent für Südamerika bei der Tierschutzorganisation WWF. „Auftragsdiebstähle sind dennoch nicht auszuschließen.“
Dass Zoos von diesen illegalen Machenschaften betroffen sind, sei äußerst bedauerlich, da diese in Zusammenarbeit mit dem WWF eine große Rolle zur Artenrettung des Goldenen Löwenäffchens gespielt haben. „Anfang der 90er gab es nur noch 20 Löwenäffchenpärchen weltweit, deren Bestand nur mithilfe von Zoozüchtungen aufgestockt werden konnte.“
Eine Verbindung zwischen den beiden Taten lässt sich laut der Polizeibehörden in Krefeld und Dortmund bislang nicht herstellen, ein städteübergreifender Austausch zur Aufklärung fände aber statt.
Eine Diebstahlsserie, die auf organisiertes Verbrechen hinweisen könnte, wird derzeit ausgeschlossen. Nichtsdestotrotz sind die hiesigen Zoos gewarnt, da es bereits in anderen europäischen Zoos, wie im niederländischen Amersfoort oder im französischen Saint-Aignan-sur-Cher zu Diebstählen von Goldenen Löwenäffchen gekommen ist. Aus diesem Grund hat der Allwetterzoo Münster, wo sieben Goldene Löwenäffchen leben – darunter ein Zuchtpaar – seine Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.
Wie genau die Äffchen gesichert sind, darüber möchte Stefanie Heeke, Leiterin Kommunikation und Marketing, auch im Sinne der Diebstahlprävention keine Auskunft erteilen. Auch Andreas Haeser-Kalthoff, Pressesprecher des Zoologischen Gartens Wuppertal, der die verwandten Goldkopflöwenäffchen beherbergt, argumentiert in dieselbe Richtung. Die Äffchen seien sicher, sodass sie auch in Zukunft in ihrem Heimatzoo etwas zu sehen, zu hören und wir etwas über sie sagen können.