Eisenstadt. Der Fund von 71 toten Flüchtlingen in einem Lkw hat einen Schock ausgelöst. Eine weitere ähnliche Tragödie konnte wohl gerade noch verhindert werden.
Die 71 toten Flüchtlinge, die vergangene Woche in einem Lastwagen in Österreich entdeckt wurden, sind nach ersten Ermittlungsergebnissen bereits in Ungarn gestorben. "Wir gehen davon aus, dass der Erstickungstod innerhalb kürzester Zeit eingetreten ist", sagte Landespolizeichef Hans Peter Doskozil am Freitag im österreichischen Eisenstadt. Sechs Verdächtige befänden sich mittlerweile in Haft. Sie sollen noch für mindestens einen weiteren Fall von Schlepperei mitverantwortlich sein.
Der Kühllastwagen war am Donnerstag vergangener Woche an einer Autobahn 50 Kilometer südöstlich von Wien entdeckt worden. Darin befanden sich 71 Leichen. Nach bisherigen Erkenntnissen fuhr der Wagen am Vortag südlich von Budapest los und überquerte Mittwochvormittag die Grenze.
Lkw war luftdicht verschlossen, ohne Kühlung
Er sei luftdicht verschlossen gewesen, auch die Kühlung sei nicht angeschlossen worden, sagte Doskozil. Die 59 Männer, 8 Frauen und 4 Kinder waren demnach innerhalb von etwa anderthalb Stunden tot.
Bei den Toten handele es sich wohl um Menschen aus Afghanistan, Irak und Syrien, hieß es weiter. Es seien 350 Rucksäcke und Kleidungsstücke sowie 40 Handys sichergestellt worden. Über eine Hotline seien etwa 300 Hinweise eingegangen. Bislang wurde jedoch keiner der Toten näher identifiziert.
DNA-Spuren eines Verdächtigen im Fahrzeug sichergestellt
Für die Ermittlungen sind mehrere Länder zuständig, wie Johann Fuchs von der Staatsanwaltschaft Eisenstadt sagte. Zu einem großen Teil liefen sie derzeit in Ungarn. Wo das Hauptverfahren letztlich eröffnet werde, sei noch offen. Die Festgenommenen - fünf in Ungarn, einer in Bulgarien - stünden dabei in unmittelbarem Zusammenhang mit der Lkw-Fahrt nach Österreich. Von einem der Männer seien DNA-Spuren im Fahrzeug sichergestellt worden. Die Suche nach den Hintermännern gestalte sich wesentlich schwieriger, sagte Fuchs.
Einer der Verdächtigen habe zudem nach bisherigen Erkenntnissen einen Tag nach der fatalen Fahrt weitere 81 Menschen in einem ähnlichen Lastwagen nach Österreich gebracht, sagte Polizeichef Doskozil. Sie konnten sich jedoch bei Gols nahe der ungarischen Grenze mit einem Brecheisen aus der möglichen Todesfalle befreien. Die Flüchtlinge befänden sich mittlerweile in Aufnahmezentren in Österreich, ihre Herkunft war unklar. (dpa)