Essen. Risikopatienten sollen noch im Dezember kostenfreie Schutzmasken in den Apotheken erhalten. Apotheker bremsen Erwartungen

Apotheker in NRW stellen sich auf eine angespannte Situation bei der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigten Verteilung von kostenlosen Schutzmasken für Risikopatienten und Bürger über 60 ein. Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, warnte vor einem Kundenansturm und Ansammlungen vor den Apotheken. Er kritisierte, dass es keine Möglichkeit gebe, die noch für Dezember geplante Vergabe von drei Gratis-Masken je Betroffenem zu steuern.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Masken für alle Anspruchsberechtigten reichen und Missbrauch verhindert wird“, mahnte Preis gegenüber dieser Redaktion. Dazu fehle aktuell die Handhabe. „Das ist zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt.“

Risikopatienten sollen 15 Schutzmasken erhalten, die ersten ab 15. Dezember

Spahn hatte am Mittwoch angekündigt, dass Menschen, die älter als 60 Jahre sind oder an bestimmten chronischen Erkrankungen leiden, 15 sogenannte FFP2-Masken zum Schutz vor dem Coronavirus in den Apotheken erhalten sollen. Noch im Dezember soll es die ersten drei Gratis-Masken geben. Dazu müssen Betroffene nur den Personalausweis vorlegen oder ihren Anspruch nachvollziehbar darlegen. Ob jemand bereits in einer anderen Apotheke Masken erhalten hat, lässt sich nach Angaben von Apothekern nicht nachvollziehen.

Erst ab Januar erhalten die rund 27 Millionen Bezugsberechtigten fälschungssichere Coupons der Krankenkassen für zweimal je sechs weitere Masken. Zudem müssen sie dann einen kleinen Eigenanteil zahlen. Den Bund kostet die Aktion insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro.

Apotheker stehen vor logistischer Herkulesaufgabe und bitten um Geduld

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände wies darauf hin, dass die Verteilung der ersten Gratis-Masken frühestens ab dem 15. Dezember erfolgen könne. Rein rechnerisch muss jeder Apotheker Schutz für rund 1500 Menschen beschaffen – „eine logistische Herkulesaufgabe, die nicht innerhalb eines Tages umgesetzt werden kann“. Masken könnten bis zum 31. Dezember abgeholt werden, so die Bundesvereinigung: „Wir appellieren an unsere Patienten, nicht alle am ersten Tag die Apotheken zu stürmen.“ Auch sei die Verordnung noch nicht in Kraft getreten.

Erste Patienten haben es besonders eilig. „Die Telefone stehen nicht still, und die Leute rennen uns die Türen ein“, sagt Markus Sommerfeld, Apotheker in Gelsenkirchen. „Mancher glaubt, nur weil Herr Spahn an einem Tag etwas im Fernsehen sagt, gibt es am nächsten Tag schon die Masken.“

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