Düsseldorf.. Fast atemlos hat hat Hannelore Kraft im Wahlkampf getwittert: Sogar vom Frühstück mit der Mutter wurde berichtet. Nach ihrer Wahl verlor sie rasch das Interesse an Twitter, wie die Junge Union jetzt genüsslich feststellt.
Auf Twitter hat sich schon so mancher Politiker böse blamiert. Ein unbedachter Satz, ein allzu flapsiger Scherz – und schon läuft die Internetgemeinde geschlossen Sturm. Da ist es manchmal besser, gar nichts zu twittern. Könnte man meinen. Doch dass Schweigen in der Twitter-Welt offenbar auch keine Alternative darstellt, muss nun Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erfahren.
„Bei wohlwollender Rechnung hat Hannelore Kraft ihren Twitter-Account seit über 50 Tagen nicht mehr persönlich genutzt und auch von ihrem Team lesen die Follower seit 30 Tagen nichts mehr“, meldet sich die Junge Union (JU) aus dem politischen Sommerloch. Das Getwitter der SPD-Frontfrau sei wohl nur ein „Wahlkampfmanöver“ gewesen, heißt es. Und: „Die JU NRW fordert daher den Twitter-Rücktritt von Hannelore Kraft.“
Kraft hat 7353 Follower
In Krafts Twitter-Account, der aktuell 7353 Empfänger („Follower“) ihrer Kurz-Mitteilungen ausweist, ist der letzte Eintrag auf den 1. Juli datiert. Kraft gratuliert darin „ganz herzlich“ ihrem Parteifreund Sören Link zum Sieg bei der Duisburger Oberbürgermeister-Wahl. Seitdem: Schweigen.
Tatsächlich hat Krafts Twitter-Euphorie insgesamt stark nachgelassen. In ihrer ersten Mitteilung, die auf den 20. März datiert, zeigte sich Kraft noch äußerst gesprächig: „Tag beginnt um 5:30 mit 1,5 h Sport Ausdauer- und Aufbautraining. Anschließend Frühstück mit meiner Mutter. Dann Abfahrt nach Düsseldorf.“ Bis zum Abend folgen weitere fünf Twitter-Nachrichten („Tweets“).
Funkstille seit 1. Juli
Nach der gewonnenen Landtagswahl am 13. Mai wird die Frequenz der Kraft-Twittermeldungen deutlich geringer. Seit dem 1. Juli herrscht nun Funkstille. „Hannelore Kraft sollte sich offiziell als Nicht-Twitter-Nutzerin bekennen und ihren Account wieder schließen“, stichelt nun die Junge Union.
Allerdings: Nachrichten seines eigenen Vormanns sucht der CDU-Nachwuchs auch vergebens. Der noch neue CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet hält sich nämlich bislang aus der Twitterei heraus. Mit Bedacht. „Twitter lebt davon, dass man nicht in Wahlkampfzeiten einsteigt, das ist nicht authentisch“, ließ Laschet auf WAZ-Anfrage wissen. Und: „Ich selbst schreibe persönlich und regelmäßig auf Facebook Meldungen.“
Der Piratenchef tut natürlich mehr
Ein Spitzen-Twitterer ist Sven Sladek, Vorsitzender der NRW-Piraten. Er hatte bis gestern 10 821 Tweets abgesetzt (zum Vergleich Kraft: 273). Aber: Der Ober-Pirat, der bei Twitter unter dem Namen „DerFizz“ firmiert, kann auf gerade einmal 1133 Follower verweisen – die deutlich schreibfaulere Regierungschefin hat fast sieben Mal so viel.