Berlin. Gewalt in Asylunterkünften in Sachsen nimmt laut einem Medienbericht zu. Eine wissenschaftliche Studie beleuchtet die Gründe für die Gewalttaten.

In sächsischen Asylunterkünften kommt es einem Zeitungsbericht zufolge immer häufiger zu Gewalt. In der ersten Jahreshälfte habe es in den Heimen des Freistaats zehn sogenannte Straftaten gegen das Leben gegeben, darunter ein Mord, berichtet die in Berlin erscheinende Tageszeitung "Die Welt" (Dienstagsausgabe). Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Auswertung des Polizeilichen Auskunftssystems Sachsen mit "Tatörtlichkeit Asylbewerberheim".

Überdies wurden den Angaben zufolge für die Monate Januar bis Juni 164 schwere und gefährliche Körperverletzungen gezählt, 184 einfache Körperverletzungen und eine Vergewaltigung. Seit 2010 ermittelte die sächsische Polizei zu insgesamt 1.630 Straftaten in Asylheimen 1.325 Tatverdächtige, darunter 39 Deutsche, hieß es.

Bundesweit Gewalt in Asylunterkünften

Auch in anderen Bundesländern komme es zu schweren Gewalttaten in Asylunterkünften. So seien in diesem Jahr Asylbewerber etwa in Heimen in Wiesbaden, Teltow, Wismar, Haldensleben und Gelsenkirchen umgebracht worden. Darüber hinaus habe es Massenschlägereien unter anderem in Kassel-Calden, Leipzig, Ellwangen, Suhl, Trier oder Sinsheim gegeben.

Eine erste wissenschaftliche Studie zur Gewalt in Asylheimen, die das brandenburgische Innenministerium beauftragt hat und die der "Welt" vorliegt, lasse Aussagen zu Ursachen der Gewaltausbrüche zu. So steige bei Konflikten die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation mit zunehmender Belegungsdichte der Heime, bei wenig Beschäftigungsmöglichkeiten ihrer Bewohner und bei einer wachsende Vielfalt der Herkunftsregionen, berichtet das Blatt.

Interviews mit Heimleitern, Mitarbeitern und Bewohnern

Nach Interviews mit Heimleitern, Mitarbeitern und zufällig ausgewählten Bewohnern in fast allen Gemeinschaftsunterkünften in Brandenburg im Jahr 2014 berichteten die Sozialforscher "überaus häufig" über "grenzüberschreitendes Verhalten und aggressive verbale Auseinandersetzungen, Bedrohungen oder Beleidigungen sowie schwerwiegende Sachbeschädigungen". Sie gehörten zum Alltag in den Unterkünften.

In allen untersuchten Heimen habe es häusliche Gewalt gegeben. Häufig habe Alkohol und Drogenkonsum als Konfliktbeschleuniger gewirkt, hieß es weiter. Fast alle der befragten Bewohner und Betreuer führten Auseinandersetzungen auf Unverständnis gegenüber Eigenheiten der anderen Gruppe zurück. "Immer wieder wurde Hass zwischen unterschiedlichen Nationalitäten oder Religionen als letztliche Ursache benannt", zitiert die Zeitung die Forscher. (epd)