Städte und Gemeinden sollen ihre Kfz-Kennzeichen frei wählen dürfen, sogar Stadtbezirke in großen Kommunen. Da lacht der Orts-Patriot, aber alle anderen reiben sich die Augen. Wo führt das hin? Ins Chaos. Ein Kommentar.

Lokalpatrioten können schon mal die schönsten Heimatlieder anstimmen. Bundesverkehrsminister Pater Ramsauer (CSU) möchte ihnen ein Geschenk machen: Städte und Gemeinden sollen ihre Kfz-Kenn­zeichen frei wählen dürfen, sogar Stadtbezirke in großen Kommunen.

Das weckt Begehrlichkeiten nicht nur in jenen Orten und Ortsteilen, die schon immer auf ihre Eigen­ständigkeit gepocht haben. In Wattenscheid, Witten, Castrop-Rauxel, Dinslaken, Lünen wurden die ­Anträge für die Rückkehr der alten Kennzeichen ja längst abgegeben.

Nein, nun gehen die Pläne noch einen Schritt weiter. Denkbar: Eigene Autokennzeichen für Duisburg-Rheinhausen, Gelsenkirchen-Buer, Velbert-Langenberg oder Dortmund-Hörde. Nicht wenige Bürger würden ihr DU-, GE-, ME-, oder DO-Nummernschild gern gegen ein neues, ihrem Heimatgefühl noch näheres Kennzeichen eintauschen, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt. Da lacht der Orts-Patriot, aber alle anderen reiben sich die Augen. Wo führt das hin? Ins Chaos.

Deutschland braucht nicht Hunderte oder gar Tausende neue Autokennzeichen. Keine seltsamen Buchstabenkombinationen, die zwanzig Kilometer außerhalb des Örtchens keiner mehr zuordnen kann. Die große Gruppe der Kennzeichen-Rater würde schrumpfen, das beliebte Ratespiel auf der Autobahn wäre nur noch ein Zeitvertreib für Superhirne.

Wer unbedingt kundtun möchte, dass er im schönsten Ort von allen wohnt, kann das auch mit einem Autoaufkleber tun. Oder das Stadtteil-Wappen im Garten hissen.