Düsseldorf. Laschets Koalitionspartner FDP fordert Lockerung der Corona-Schutzverordnung für Freiluft-Events. Vorbild ist Schleswig-Holstein.

Großveranstaltungen im Freien könnten in Nordrhein-Westfalen schon bald wieder ohne Maskenpflicht und Abstandsgebote geplant werden. In der schwarz-gelben Regierungskoalition von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) macht sich die FDP für eine weitgehende Aufhebung der Corona-Maßnahmen bei Volksfesten, Herbst- und Weihnachtsmärkten stark.

„Da im Freien das Ansteckungsrisiko extrem niedrig ist, wäre die Aufhebung der Maskenpflicht auf Weihnachtsmärkten und Kirmessen ein verantwortbarer Schritt. Auch das Abstandsgebot kann bei Freiluftveranstaltungen entfallen“, sagte FDP-Landtagsfraktionschef Christof Rasche am Dienstag.

Kommunen und Schausteller sollen Planungssicherheit bekommen

Kommunen, Schausteller und Veranstaltungsbranche bräuchten jetzt schnell Klarheit, unter welchen Bedingungen sie etwa in diesem Jahr Weihnachtsmärkte durchführen können. „Wir müssen schrittweise, verantwortungsvoll wieder zu unserem Alltag zurückfinden“, forderte Rasche.

Die aktuelle Corona-Schutzverordnung in NRW gilt bis 8. Oktober. Die FDP will nach eigenem Bekunden eine Anpassung noch vorher erreichen. Die Liberalen orientieren sich dabei an einer Verordnung aus Schleswig-Holstein. Die Landesregierung in Kiel will ab dem 20. September entsprechende Lockerungen für Freiluft-Veranstaltungen ermöglichen.

In Dänemark sind die letzten Beschränkungen gefallen

Beim Koalitionspartner CDU reagierte man zurückhaltend auf den Vorstoß. Es solle zunächst beobachtet werden, wie sich die gelockerten Quarantäne-Regeln in Schulen und Kitas auf das Infektionsgeschehen auswirkten und welche Erfahrungen in Dänemark gemacht würden, zitierte die „Neue Westfälische“ am Dienstag eine Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion.

In Dänemark waren in der vergangenen Woche die letzten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Massenveranstaltungen sind dort wieder wie in Vor-Corona-Zeiten möglich. Das Land verzeichnet eine im europäischen Vergleich sehr hohe Impfquote von über 80 Prozent.

Muss man sich sechs Monate zuhause einschließen?

In Deutschland sind inzwischen 66,6 Prozent zumindest einmal geimpft. „Die Zahl der Ungeimpften ist noch zu groß“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim Düsseldorfer „Ständehaustreff“. Wer sich als Ungeimpfter nicht sechs Monate lang zuhause einschließen wolle, werde sich im Herbst und Winter wegen der hochansteckenden Delta-Variante früher oder später infizieren, warnte Spahn. Es sei auch eine Frage der Solidarität gegenüber dem stark belasteten Pflegepersonal in den Kliniken, das Risiko einer schweren Erkrankung möglichst klein halten.

Die Corona-Inzidenz ist in NRW nach rückläufiger Tendenz am Dienstag wieder leicht auf 99,4 angestiegen. Sie ist aber nicht mehr der einzige Richtwert für Corona-Schutzmaßnahmen der Landesregierung. Auch die Zahl der landesweiten Krankenhaus-Aufnahmen von Covid-19-Patienten soll stärker berücksichtigt werden, hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) angekündigt.