Düsseldorf. Ministerpräsident Hendrik Wüst und anderen Landespolitikern ist „nicht nach Feiern zumute“. Der “Zoch“ in Köln wird zur Friedensdemo.

Als Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Donnerstagmittag in der Düsseldorfer Staatskanzlei vor die Kameras trat, prangte im Hintergrund die ukrainische Fahne. Am Vorabend hatte er bereits das Landeshaus am Düsseldorfer Rheinufer als Zeichen der Solidarität mit Kiew mit blauen und gelben Lichtern illuminieren lassen.

Wüst: „Krieg in Europa und Karneval passen nicht zusammen"

Selbst an ein Mindestmaß an Weiberfastnachts-Ausgelassenheit, das trotz Corona-Pandemie normalerweise Behördenflure der Landeshauptstadt erfasst hätte, war nicht zu denken. „Mir persönlich ist überhaupt nicht nach Feiern zumute“, sagte Wüst. Mehr noch, der Ministerpräsident gab den Karnevalshochburgen für den Rosenmontag streng mit auf den Weg: „Krieg in Europa und Karneval passen nicht zusammen. Ich bin der Überzeugung, die Umzüge sollten abgesagt werden.“

Ähnlich äußerte sich die Landesvorsitzende der Grünen, Mona Neubaur: „Angesichts der Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen, bleiben mir Helau und Alaaf im Halse stecken. Mir fehlt der Karneval sehr, ihn jetzt zu feiern, halte ich persönlich aber für unpassend“, sagte sie dieser Redaktion.

Kutschaty: "Für mich persönlich passen Feiern und Krieg nicht zusammen"

"In friedlichen Zeiten gehört der Karneval normalerweise zu den buntesten Tagen des Jahres. Aber diese Tage sind nicht normal. Und sie sind auch nicht friedlich“, sagte NRW-SPD-Chef Thomas Kutschaty dieser Redaktion. „Für die Menschen in der Ukraine wie für uns alle ist heute ein schwarzer Tag. Jede und jeder muss für sich selbst entscheiden, wie man damit umgeht. Für mich persönlich passen Feiern und Krieg nicht zusammen."

Putin-Persiflagen sollen gezeigt werden

Die am Morgen noch offene Frage, ob der in Köln geplante, corona-konforme „Zoch“ im Rheinenergie-Stadion tatsächlich stattfinden kann, wurde am Nachmittag beantwortet. Das Festkomitee des Kölner Karnevals sagte diesen Rosenmontagszug ab. Stattdessen werde man eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen auf Plätzen in der Kölner Innenstadt organisieren. Dabei sollen die Karnevalswagen auf verschiedenen Plätzen gezeigt werden - insbesondere jene, die den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Situation in Osteuropa zum Thema haben.

Die Persiflagen sind das Ausdrucksmittel der Karnevalisten, um auf Missstände hinzuweisen, erklärte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn n einer Mitteilung. „Und der schrecklichste Missstand derzeit sind die Kampfhandlungen in der Ukraine. Da gilt es, Flagge für ein friedliches Miteinander zu zeigen. Die Kölner werden damit auch nach draußen ein deutliches Signal setzen und zeigen, dass sie nicht nur feiern können, sondern auch solidarisch mit Menschen in Not sind.“

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) verteidigte zunächst die „Altweiber“-Feierlichkeiten auf der gut besuchten Zülpicher Straße: Man könne den Karneval gar nicht absagen, weil es die freie Entscheidung jedes einzelnen bleibe, ob er sich kostümiert in der Öffentlichkeit bewegen wolle. Abseits der „Wertschätzung für das Ehrenamt“ gebe es keine weiteren städtischen Karnevals-Veranstaltungen.

Nächste Woche Spitzengespräch über die Folgen des Krieges für NRW

Wüst hat für Anfang nächster Woche zu einem Spitzengespräch eingeladen, bei dem über die konkreten wirtschaftlichen Folgen des Krieges für NRW beraten werden soll: „Das Thema der Versorgungssicherheit ist noch einmal in einer ganz neuen Dimension auf der Agenda. Es geht um Energie, es kann auch um Agrarprodukte und Lebensmittel gehen.“

Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hat Gespräche mit Gas-Produzenten aus Norwegen und den Niederlanden angekündigt, um den Ausfall von Energielieferungen aus Russland mit Blick auf den nächsten Winter auffangen zu können.