Lüdenscheid/Berlin. Die Rahmedetalbrücke der A45 soll noch in 2022 gesprengt werden, um einem Neubau Platz zu machen. Die neue Brücke soll sechsspurig sein.
Die seit Anfang Dezember 2021 für den Verkehr gesperrte marode Autobahnbrücke Rahmede der A45 in Lüdenscheid soll möglichst noch in diesem Jahr gesprengt werden. Das sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Donnerstag in Berlin. Auch beim Neubau der Brücke will man so schnell wie möglich vorankommen, sagte Wissing: „Das ist ambitioniert“.
Am Montag hatte der FDP-Politiker angekündigt, dass die Voraussetzungen für eine Sprengung des Bauwerks im Sauerland an der zentralen Nord-Süd-Verkehrsachse gegeben sind. Zuvor war dazu mit Spannung das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie erwartet worden.
A45-Brücke: Neubau mit sechs Fahrspuren geplant
Die nötigen Ausschreibungen und Gutachten für die Sprengung würden nun in die Wege geleitet, „das ist nicht trivial“, sagte der Minister am Donnerstag. Die notwendigen Planungsverfahren für den dann auf sechs Fahrspuren erweiterten Neubau der Brücke sollen ebenfalls beschleunigt werden; die Prüfung dazu laufe bereits seit Dezember, erklärte der Bundesverkehrsminister. Auf ein Planfeststellungsverfahren solle nach Möglichkeit verzichtet werden, sagte Wissing, weil sich so Zeit gewinnen lasse. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass es gelinge, zum Beispiel mit den Umweltverbänden Einigung über den Neubau zu erziele, erläuterte der Minister.
Betroffenen Anwohnern der stark belasteten Umleitungsstrecken stellte Wissing Unterstützung in Aussicht. Gedacht sei unter anderem an Hilfsgelder für Lärmschutzmaßnahmen für Anlieger. Dazu aber bedürfe es einer Gesetzesänderung im Bundesfernstraßengesetz, sagte Wissing. Bis dato seien Zuschüsse für Lärmschutz durch den Bund nur an Straßen rechtlich möglich, bei denen der Bund der Träger sei, erklärte der Minister.
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Lüdenscheids Bürgermeister wird „Bürgerbeauftragter“ bei Brückenprojekt
Um die Kommunikation rund um das Mammut-Projekt zu verbessern, wurde am Donnerstag bekannt gegeben, dass erstmals im Zusammenhang mit derartigen Baumaßnahmen ein „Bürgerbeauftragter“ berufen wird: Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer übernimmt dieses Amt, sagte der Bundesverkehrsminister. Er soll als zentrale Instanz Vermittler und Ansprechpartner für die Bürgerbelange im Zusammenhang mit der Brücke sein.
Neubau der Rahmedetalbrücke nach Vorbild in Genua
Ein konkretes Jahr, wann die neue Brücke fertig gestellt sein wird, wollte Wissing nicht nennen. „Wir wollen beweisen, dass Deutschland in der Lage ist, solche großen Projekt schnell zu verwirklichen“, erklärte er. Das Projekt solle auch dazu dienen, daraus zu lernen, wie künftige Vorhaben beschleunigt werden können, „um auch Vertrauen in die Politik wieder zu schaffen“, sagte Wissing.
Vorbild für das Vorgehen sei dabei der zügige Neubau, nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in Genua im August 2018. Bereits zwei Jahre später war die neue Brücke errichtet. Alternativ hätte die rund 80 Meter hohe Talbrücke aufwendig von unten eingerüstet und dann Stück für Stück abgetragen werden müssen. Das hätte deutlich länger gedauert.
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Unter der Brücke stehen einige Wohnhäuser und Gebäude von Betrieben. Die Eigentümer sollen entsprechend entschädigt werden, denn die Gebäude müssen wegen der Sprengung weichen.
IHK zur maroden A45-Brücke: „Irgendeine Art der Entlastung muss her“
Die südwestfälische Industrie- und Handelskammer fordert angesichts der Vollsperrung der maroden A45-Brücke bei Lüdenscheid Entlastungen für die Wirtschaft. „Jeder Tag, der jetzt verloren geht oder wo keine neue Brücke dasteht, ist ein Problem. Die Wirtschaft wird Unterstützung brauchen“, sagte Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der IHK Südwestfalen, am Donnerstag dem Sender WDR5.
Aus der Region werde zum Teil ein Kundenrückgang um 50 Prozent gemeldet. Logistikkosten gingen in die Höhe, Fachkräfte überlegten, wie lange sie sich die Pendelei wegen der Sperrung noch antun wollten.„Irgendeine Art der Entlastung muss her“, sagte Geruschkat. Das könne zum Beispiel eine Gewerbesteuersenkung sein, ein Aussetzen der Maut oder eine Definition der Region zum „strukturpolitischen Gebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf“. Aus wirtschaftlicher Sicht sei eine Hauptschlagader abgeschnitten worden - und es gebe „keinen vernünftigen Bypass“. „Die Region ist bergig, die ist fast schon alpin zum Teil“, sagte Geruschkat.
A45-Talbrücke Rinsdorf als Vorbild für Sprengung
Seit dem 2. Dezember ist die Rahmede-Talbrücke im Sauerland voll gesperrt - und damit zugleich eine zentrale Route von Dortmund nach Hessen und nach Bayern unterbrochen. Anwohner vor allem in Lüdenscheid sowie Unternehmen in der bedeutenden Wirtschaftsregion Südwestfalen sind stark getroffen.
Erst am vergangenen Wochenende war an der A45 bei Rinsdorf die dortige Autobahnbrücke gesprengt worden. Sie war die bis dato höchste Autobahnbrücke in Deutschland. Das 500 Meter lange Bauwerk wurde durch insgesamt 1850 Sprengsätze kontrolliert zu Boden gebracht.
Das ist die A45-Talbrücke Rahmede
(dae/mit dpa)