Düsseldorf. Vielleicht wird im Juni ein Impfstoff für Jugendliche zugelassen. Aber im Sommer sind nicht nur Schulen, sondern auch viele Praxen zu.
Kinderärzte und Oppositionspolitiker fordern die NRW-Landesregierung auf, die möglicherweise ab Juni bevorstehende Impfkampagne für Jugendliche zeitnah und sorgfältig zu planen, um möglichst viele junge Menschen damit zu erreichen. „Wir müssen allen Kindern und Jugendlichen ein Impf-Angebot machen, das sie sich nicht selbst suchen müssen“, sagten die SPD-Landtagsabgeordneten Lisa-Kristin Kapteinat und Josef Neumann am Montag.
Jetzt sei die Gelegenheit, zusammen mit Kinderärzten, Kassenärztlichen Vereinigungen, Schulleitungen, Jugend- und Gesundheitsämtern flächendeckend Impf-Gelegenheiten zu schaffen, zum Beispiel in Schulen, in der Ganztagsbetreuung, in Wohnquartieren oder „nachmittags in der Moschee-Gruppe“, so die Abgeordneten.
Mobile Impfteams könnten zunächst in weiterführenden Schulen tätig werden, da sich die für Anfang Juni erwartete Zulassung des Impfstoffes von Biontec/Pfizer nur auf die Gruppe der 12- bis 15-Jährigen bezieht.
Absage an Impf-Pflicht
Viele Experten sind sich darin einig, dass es auf keinen Fall eine Impf-Pflicht für die Jüngeren geben dürfe. „Ich lehne auch eine Diskussion darüber ab, weil das der Impfkampagne großen Schaden zufügen würde“, sagte der Aachener CDU-Bundestagsabgeordnete und nordrheinische Ärztepräsident Rudolf Henke unserer Redaktion.
Menschen, die Impfungen ohnehin kritisch gegenüberstünden, würden andernfalls „in den Protest katapultiert“. Josef Neumann erklärte dazu: „Wir dürfen nicht von Kindern und Jugendlichen etwas verlangen, das wir von Erwachsenen nicht verlangen.“
Kinderarzt: "Der Sommer ist der denkbar ungünstigste Zeitpunkt"
Der Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte für Westfalen-Lippe, Michael Achenbach, erklärte, dass die Impfkampagne für Jüngere die Praxen vor Probleme stellen dürfte.
„Ich werde, wie viele meiner Kollegen, gerne auch Kinder und Jugendliche gegen Covid-19 impfen. Allerdings kommen diese Aufgabe und der große Erwartungsdruck wohl zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt auf uns zu. Denn im Sommer werden viele Praxen geschlossen sein, und die, die geöffnet sind, übernehmen zusätzlich Urlaubsvertretungen“, sagte Achenbach dieser Redaktion. Seine Warnung: „Wir Kinder- und Jugendärzte können nicht die Verantwortung dafür übernehmen, 12- bis 16 -Jährige im Sommer komplett durch zu impfen.“
Bund stellt Impfung bis zum neuen Schuljahr in Aussicht
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte jüngst in Aussicht gestellt, dass Kinder über zwölf Jahren bis zum August, also zum neuen Schuljahr, geimpft sein könnten. Voraussetzung ist eine schnelle Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA