Düsseldorf. Die Corona-Zahlen unter Kindern schnellen in die Höhe. Dennoch plädiert NRW-Schulministerin Gebauer für einen neuen Umgang mit positiven Tests.

Trotz hoher Corona-Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen hat sich NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) für eine weitere Lockerung der Quarantäne-Regeln ausgesprochen. „Mein Wunsch wäre, eine Regelung zur Quarantänisierung zu finden, die nur noch eine Quarantäne für das nachweislich infizierte Kind vorsieht“, sagte Gebauer am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags. Die Gesundheitsminister der Länder sollten bei ihren Beratungen in der kommenden Woche dazu eine bundesweit einheitliche Lösung finden.

Damit wendet sich Gebauer gegen die bisherige Isolationslogik des Robert-Koch-Instituts (RKI), die darauf abzielt, enge Kontaktpersonen von positiv Getesteten daran zu hindern, das Virus weiterzutragen. Kinder und Jugendliche bleiben oft symptomlos und fallen bei Tests zunächst nicht auf, können aber trotzdem andere Kinder anstecken.

Zum Ende der Sommerferien wurde Quarantäne-Erlass veröffentlicht

Im aktuellen Quarantäne-Erlass, den Gebauer zum Ende der Sommerferien mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) abgestimmt hatte, wurde noch die Linie vorgegeben, im Fall eines positiven Corona-Tests auch die unmittelbaren Sitznachbarn und bei einem nachweislich engen Austausch auch das Lehrpersonal in die häusliche Isolation zu schicken.

In der Praxis steckten die zuständigen örtlichen Gesundheitsämter jedoch oftmals trotzdem ganze Lerngruppen in Quarantäne, weil die Identifizierung von Kontaktpersonen im normalen Schulalltag mit Pausen, Sportunterricht und unterschiedlichen Kurskonstellationen kaum möglich ist.

Schulleitungen sollen nicht Quarantäne-Maßnahmen anordnen

In einigen Städten mit besonders hohen Corona-Zahlen sind die Behörden sogar dazu übergegangen, die Benennung von Kontaktpersonen gleich den Schulen selbst zu überlassen. „Es ist nicht Aufgabe der Schulleitungen, Maßnahmen in Bezug auf die Quarantänisierung der Schülerinnen und Schülern zu ergreifen. Das sage ich ganz deutlich“, kritisierte Gebauer diese Praxis.

Die Opposition aus SPD und Grünen warf der Schulministerin vor, den galoppierenden Infektionszahlen in den Schulen tatenlos zuzusehen. Aktuell gibt es NRW-weit rund 6500 infizierte Schulkinder und 30.000 in Quarantäne. Gebauer setzte dies ins Verhältnis zur hohen Gesamtzahl von 2,5 Millionen Schülern in NRW und erklärte: „Wir haben erste Erkenntnisse, dass unsere Maßnahmen und Mechanismen, die wir auf den Weg gebracht haben, wirken. Deshalb müssen jetzt auch nicht voreilig weitergehend umfassendere Maßnahmen, die das Recht auf Bildung weiter einschränken, ergriffen werden.“

Landesregierung will "inzidenzunabhängigen Präsenzunterricht"

Die Landesregierung habe entschieden, „inzidenzunabhängigen Präsenzunterricht“ anzubieten. Die zweimal pro Woche verbindlichen  „Lolli-Tests“ an Grund- und Förderschulen und die Antigen-Schnelltests an weiterführenden Schulen sollen erst einmal fortgesetzt werden.  „Bis mindestens zu den Herbstferien testen wir alle Schülerinnen und Schüler, die nicht geimpft oder genesen sind“, versicherte Gebauer. Wie lange das Land an der Maskenpflicht in Schulgebäuden festhalten will, die zunächst nur für „Tage der Vorsicht“ nach den Sommerferien geplant war, ließ die Ministerin offen.