Essen. Im Auto fühlen sich die Menschen in der Pandemie deutlich wohler, sagen Forscher. Für den ÖPNV werde der Weg zurück schwer.
Das eigene Auto geht im Mobilitätsvergleich als deutlicher Gewinner aus der Corona-Krise hervor, öffentliche Verkehrsmittel sind dagegen die Verlierer. Auch Mobilitätskonzepte wie Carsharing leiden. Das sind die zentralen Ergebnisse einer neuen Mobilitätsstudie in Corona-Zeiten. Grundlage ist eine repräsentative Befragung und eine Analyse von Mobilfunkdaten, die das Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) von Ende Juni bis Anfang Juli durchführte.
https://www.waz.de/politik/landespolitik/bringt-die-corona-krise-die-renaissance-des-autos-id229120412.html Bereits während des Lockdowns im April war das renommierte Kölner Institut zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Trotz der Normalisierungen im öffentlichen Leben verfestigt sich also offenbar der Trend zu einer stärkeren Nutzung privater Verkehrsmittel.
„Rückbesinnung auf individuelle, weniger nachhaltige Verkehrsmittel“
Es zeichne sich ab, dass es ein „wie davor“ nicht geben werde, betonte Institutsleiterin Barbara Lenz. Im Ausnahmezustand erprobte Verhaltensweisen hätten sich eingeprägt und beeinflussten neue Routinen. Lenz spricht von einer „Rückbesinnung auf individuelle, weniger nachhaltige Verkehrsmittel“. Der Weg zur Verkehrswende sei dadurch weiter geworden.
Auto weiterhin mit deutlichem Wohlfühlfaktor
Die Auswertung der Mobilfunkdaten deutet der Studie zufolge daraufhin, dass das Verkehrsaufkommen schon im Sommer weitgehend das Niveau vor der Corona-Krise erreicht hat. Die Verkehrsmittel sind demnach aber unterschiedlich stark betroffen: Rund zwei Drittel der Befragten gaben an, genauso häufig mit Fahrrad, Auto oder zu Fuß unterwegs zu sein. Rund die Hälfte erklärte jedoch, öffentlichen Verkehrsmittel viel seltener zu nutzen.
https://www.waz.de/politik/landespolitik/experte-ruhrgebiet-muss-modellregion-fuer-verkehr-werden-id216371053.htmlDas Auto ist weiterhin mit einem deutlichen Wohlfühlfaktor verknüpft. Diese Tendenz sei im Sommer weniger stark ausgeprägt als im Frühling gewesen, aber nach wie vor deutlich vorhanden. Im Lockdown hatten rund ein Drittel der Personen aus Haushalten ohne Auto den eigenen PKW vermisst. Dieser Wert sank im Sommer auf ein Fünftel.
Frauen kritischer als Männer
Besonders unwohl fühlten sich die Befragten laut DLR im Flugzeug (31 Prozent), gefolgt von Bahn und ÖPNV (25 Prozent). Allerdings ist bei Bus- und Bahn-Nutzern das Unbehagen besonders stark ausgeprägt. Frauen sind dabei kritischer als Männer. Unwohl fühlen sich vor allem auch junge Menschen und Städter, also die klassische ÖPNV-Zielgruppe. Der ÖPNV gehöre damit zu den großen Verlierern der Krise.