Essen. In NRW leben rund 4000 Menschen in ambulant betreuten WGs. Beim Impfen gegen Corona werden sie vielfach anders als Heimbewohner behandelt.
Fachkräfte zur Betreuung von Demenzerkrankten kritisieren, dass die Bewohner von Pflege-Wohngruppen bei der Corona-Schutzimpfung benachteiligt würden. Claudius Hasenau, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes „Wohnen in Gemeinschaft“ mit Sitz in Gelsenkirchen, berichtet, dass die oft hochaltrigen, überwiegend demenziell erkrankten Mieter der ambulant betreuten Wohngruppen ins Impfzentrum fahren sollen – anders als Pflegeheimbewohner.
„Das sind unzumutbare Wege“, mahnt Hasenau. In Stadt- oder Messehallen gebracht zu werden, flöße an Demenz erkrankten Menschen Angst ein. „Demenzschübe mit katastrophalen Auswirkungen sind vorprogrammiert“, so Hasenau.
Verband: NRW verstößt gegen die Impfordnung des Bundes
Er beklagt ein regelrechtes Impfchaos bei den Pflege-WGs. In vielen Städten des Ruhrgebiet habe es zum Jahresanfang aufsuchende Impfungen gegeben wie auch in den Pflegeheimen. Im Märkischen Kreis etwa sei dies verwehrt worden. Mit Bitte um Klärung habe das NRW-Gesundheitsministerium zunächst Pflege-WGs mit Heimen gleichgesetzt, dies dann Ende Januar korrigiert. Das sei ein Verstoß gegen die Impfverordnung des Bundes, meint Hasenau: „Nach ihr sind ambulant begleitete Wohngemeinschaften bei der Impfdringlichkeit mit Alten- und Pflegeheimen gleichgestellt.“
NRW steht mit der Praxis aber offenbar nicht allein da. In einer bundesweiten Umfrage des Fachmagazins „Häusliche Pflege“ beklagen 80 Prozent der Pflegedienste, dass Bund und Länder nicht genug für Impfungen in Wohngemeinschaften tun. Aufsuchende Impfungen haben demnach bisher in nur jeder dritten Wohngruppe stattgefunden, in allen andere gab es noch keine Impfungen. Damit wären bundesweit rund 22.000 Mieter von Pflege-WGs noch unversorgt. Drei von vier Pflegediensten hätten selbst nach Impfungen gefragt, jeder zweite aber eine Absage erhalten.