Berlin. .
Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler will mit einem Maßnahmenpaket gegen den Fachkräftemangel im Pflegesektor vorgehen. Zudem hat das Gesundheitsministerium errechnet, dass der Beitrag der Pflegeversicherung schon 2014 steigen müsste.
Als Hauptproblem beim Fachkräftemangel im Pflegebereich sieht Rösler bürokratische Hemmnisse. „Der Bürokratie- und Dokumentationsaufwand ist im Pflegesektor zum Teil noch erdrückender als bei den Ärzten“, sagte der Minister in einem am Donnerstag verbreiteten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Pfleger sollten daher von fachfremden Aufgaben entlastet werden.
Zudem will Rösler die Attraktivität des Pflegeberufs steigern, indem die bisherigen Berufsausbildungen zum Alten- und Krankenpfleger zusammengefasst und eine einheitliche Pflegeausbildung eingeführt werden. Erst später solle es eine Differenzierung in die einzelnen Fachbereiche geben.Zudem müsse neben der körperlichen auch die zum Teil sehr hohe seelische Belastung der Pflegerinnen und Pfleger ernst genommen werden. Um über den Fachkräftemangel zu beraten, hat Rösler die maßgeblichen Verbände für den 7. Dezember zu einem Auftaktkongress nach Berlin geladen.
Noch keine Details zur künftigen Finanzierung
Rösler lehnte es allerdings ab, bereits jetzt Details der künftigen Finanzierung der Pflegeversicherung zu nennen. Es gehe darum, nach den Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel über einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff zu beraten. Erst danach könne man über die Finanzierung sprechen.Im Koalitionsvertrag von Union und FDP ist für die Pflegeversicherung, deren Rücklagen Experten zufolge maximal bis 2014 reichen, eine Ergänzung des bestehenden Umlageverfahrens durch Kapitaldeckung vorgesehen. Dabei müsste sich jeder Versicherte nach dem Vorbild der Riester-Rente eine eigene Reserve fürs Alter ansparen.Kritik übte Rösler an Berechnungen von Experten, wonach der Beitrag für die kapitalgedeckte Zusatzversicherung etwa bei durchschnittlich 15 Euro im Monat liegen müsste. „Ich halte es für unseriös, wenn Zahlen in den Raum gestellt werden, ohne zu wissen, wie das System künftig aussehen soll.“
Beitrag zur Pflegeversicherung könnte schon 2014 auf 2,1 Prozent steigen
Allerdings ist eine Finanzreform in der Pflegeversicherung trotz der wieder günstigen Konjunkturlage offenbar schneller nötig als bisher angenommen. Das geht aus einer Prognose des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die der „Frankfurter Rundschau“ vorliegt. Danach müsste ohne eine Reform der Beitragssatz von derzeit 1,95 bereits 2014 auf 2,1 Prozent des Einkommens steigen. Nach der jüngsten Pflegereform 2008 hatte die damals regierende große Koalition noch vorausgesagt, dass die Finanzreserve der Pflegekassen frühestens 2015 aufgebraucht sein werde.Das Ministerium rechnet damit, dass ab 2011 dauerhaft Defizite erwirtschaftet werden. Für das Jahr 2020 erwartet das Gesundheitsministerium in der Modellrechnung einen Beitrag von 2,3 Prozent und ab 2030 von 2,5 Prozent. Für 2050 ist ein Satz von 2,8 Prozent prognostiziert. (rtr/dapd)