Über fünf Jahre hatte sich Benedikt XVI. im Vatikan verschanzt. Sicher, er ist durch die Welt gereist, nach Köln und Regensburg, nach London und Barcelona. Aber gedanklich hat es der deutsche Papst nie wirklich geschafft, die Mauer zwischen Amtskirche und Gläubigen zu überwinden.

Seine professoralen Reden erreichten kaum einmal die Herzen der Katholiken. Stattdessen verprellte er mit seiner sturen Haltung, etwa im Fall der Piusbrüder, selbst jene, die ihm wohlgesonnen waren.

Nun scheint Benedikt eingesehen zu haben, dass auch ein Papst PR braucht. Und weil er nicht das Charisma seines Vorgängers Johannes Paul II. besitzt, weil er nicht durch die Kraft seiner Stimme und seines Auftretens Menschen für sich einnimmt, braucht er dafür einen Mittler. Peter Seewalds Interview-Buch stellt nicht zufällig den Menschen Joseph Ratzinger in den Mittelpunkt.

Doch die PR-Offensive in eigener Sache ist riskant. Johannes Paul II. wurde nicht zuletzt deshalb so verehrt, weil er authentisch war, sich nicht verstellte. Benedikt aber ist kein volksnaher Menschenfischer. Er muss sich ändern, ohne sich dabei selbst zu verleugnen. Eine Gratwanderung.