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Irland lag in seiner Ge­schichte schon mehrfach im Interesse fremder Mächte. Erst brandschatzten Wikinger, dann holzten Engländer im Mittelalter einen Großteil der Wälder für den Schiffsbau ab und unterdrückten die Bevölkerung bis ins 20. Jahrhundert hinein. Mitte der 90er-Jahre entdeckten die USA die ob des englischen Kahlschlags von grü­nen Wiesen dominierte In­sel als wirtschaftliches Einfallstor nach Europa.

Die Iren boten niedrige Steu­ersätze, waren gut gebildet und hungrig darauf, endlich ihrer Jahrhunderte währenden Armut zu entkommen. Es folgten Unternehmen aus aller Welt, die ihr Geschäft auf die Insel auslagerten, und die irische Regierung war flexibel genug, die Gesetzgebung für den Finanzplatz Irland den Wünschen internationaler Kon­zerne anzupassen.

Dass der Ire zwar als bodenständig, aber auch als zupackend und wenig furchtsam gilt, mag dazu geführt haben, viele auf Pump basierende Ge­schäfte abzuschließen, ohne an Sicherheiten zu denken. Die Maxime war klar: raus aus der Armut.

Die Ursachen für die irische Krise liegen also weniger in mediterraner Bequemlichkeit und Steuertricksereien, wie sie als Gründe für Griechenlands Absturz angeführt werden, sondern sind Resultat von äußerem Druck auf eine risikobereite, nach Wohlstand lechzende Gesellschaft.

Nun ist der Ire in seiner Ge­schichte schlechte Zeiten ge­wohnt. Wie immer sucht er Trost beim Bier. Trotz sechs Euro für einen halben Liter sind die Pubs in Dublin abends noch gut gefüllt.