Essen.
Bei dem Thema PID sind nicht nur die Parteien tief gespalten, auch die Kirchen bewerten die Frage nach der Präimplantations-Diagnostik (PID) unterschiedlich. Das geht soweit, dass selbst innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kontrovers diskutiert wird.
Eindeutig hat sich die katholische Kirche geäußert. Sie lehnt die PID mit großer Entschiedenheit ab. Die Bischöfe, heißt es in ihrer Stellungnahme, stützten „nachhaltig und uneingeschränkt” ein Verbot der PID. Ihr Hauptargument: Bei der Überprüfung im Reagenzglas werden Embryonen, bei denen etwa eine Erbkrankheit festgestellt wird, vernichtet. „Diese Instrumentalisierung und eventuell bewusste Tötung des Embryos widerspricht einer christlich inspirierter Ethik des Lebens grundsätzlich.” Die katholische Kirche ist der Überzeugung, dass einem Embryo von Anfang das volle Recht auf das Menschsein zukommt.
Anders beurteilt der neu gewählte EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, die PID. Er hat sich am vergangenen Sonntag vor der Synode dafür ausgesprochen, die Debatte ganz neu zu führen. Die EKD hatte sich zuvor mehrfach für ein Verbot ausgesprochen. Doch Schneider sagte, er empfinde Mitleid mit Eltern, die an schweren Erbkrankheiten litten und „die in ihrer Not diese diagnostische Methode als Hilfe ansehen”.
Damit sorgte er nicht nur für erhebliches Erstaunen in ökumenischer Hinsicht, auch innerkirchlich. Johannes Friedrich, Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, ist nämlich für ein striktes Verbot. Die PID überschreite „die Grenze des ethisch Verantwortbaren”, sagt er. Menschen dürften sich „niemals anmaßen, zwischen ,lebenswert’ und ,lebensunwert’ zu unterscheiden”.