Düsseldorf. Die Debatte um den Holocaus-Leugner dreht sich weiter: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Entschuldigung des umstrittenen katholischen Geistlichen Richard Williamson als "verkorkste Erklärung" zurückgewiesen - und "klare Konsequenzen" vom Vatikan gefordert.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Entschuldigung des Holocaust-Leugners und umstrittenen katholischen Geistlichen Richard Williamson als «verkorkste Erklärung» zurückgewiesen und erhofft «klare Konsequenzen» vom Vatikan. Ähnlich äußerte sich am Donnerstag der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, und forderte, dass Williamson «keine Verantwortung» mehr tragen dürfe.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, verwies in «Handelsblatt.com» darauf, dass Williamson seine Thesen zum Holocaust nicht etwa zurückziehe, sondern nur bedauere, dass seine Worte Schaden angerichtet hätten. Seine «verkorkste Erklärung» lasse den Schluss zu, dass Williamson die Holocaust-Leugnung weiter aufrecht halte.

Konsequente Hetze

Graumann äußerte im Nachrichtensender N24 den Wunsch, dass der Vatikan «endlich klare Konsequenzen zieht». Die Pius-Bruderschaft weise eine «faschistische Nähe» auf und hetze konsequent gegen Juden, Muslime und Homosexuelle. «Ich glaube, der Spagat, mit diesen intoleranten, demokratiefeindlichen Fanatikern eins zu werden und gleichzeitig einen vertrauensvollen Dialog zu führen mit Juden und mit anderen - dieser waghalsige Spagat kann nicht gelingen», sagte Graumann dem Sender.

Meyer bezeichnete Williamsons Erklärung im «Berliner Tagespiegel» vom Freitag als «in keiner Weise befriedigend». So jemand dürfe «keine Verantwortung tragen». Von Williamson abgesehen bleibe der Kern des Problems bestehen: die antijudaistischen Tendenzen in der Pius-Bruderschaft, die solchen Äußerungen Vorschub leisteten, sagte Meyer.

Bitte um Vergebung

Der Pius-Bruder hatte in einem am Donnerstag von der Nachrichtenagentur Zenit in Rom veröffentlichten Brief an den Vatikan geschrieben, er bitte «vor Gott» um Vergebung aller, die er durch seine Leugnung der Judenvernichtung während der NS-Diktatur verletzt habe. In seinem Interview mit dem schwedischen Fernsehen habe er nur die Meinung eines «Nicht-Historikers geäußert, eine Meinung, die sich vor 20 Jahren auf Grundlage der damals verfügbaren Beweise herausgebildet hat».

Williamson hatte in einem Ende Januar ausgestrahlten Interview mit dem schwedischen Fernsehen gesagt, er denke, dass «200.000 bis 300. 000 Juden in den Konzentrationslagern gestorben» seien, aber «nicht ein einziger von ihnen in Gaskammern». Am selben Tag unterschrieb Papst Benedikt XVI. ein Dekret, das die Exkommunikation Williamsons und dreier weiterer Mitglieder der erzkonservativen Bruderschaft rückgängig machte - was einen Sturm der Entrüstung auslöste. Anfang Februar vom Papst aufgefordert, seine Äußerungen zu widerrufen, sagte Williamson zunächst lediglich, er werde seine Aussagen zum Holocaust «überprüfen».

Piusbrüder: Schritt in die richtige Richtung

Die deutschen Piusbrüder haben die Entschuldigung des Traditionalistenbischofs Richard Williamson begrüßt. Die Erklärung sei ein «Schritt in die richtige Richtung», sagte ein Sprecher des deutschen Distrikts der Piusbruderschaft am Freitag auf ddp-Anfrage in Stuttgart. Ob Williamsons Stellungnahme ausreiche, werde «die Zeit zeigen». (afp/ddp)

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