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Unnötig tief in die Tasche greifen müssen deutsche Steuerzahler vor allem für Großprojekte, klagt der Bund der Steuerzahler in seinem neuesten Bericht.

Fehlplanungen bei staatlichen Großprojekten kosten die Bundesbürger Milliarden Euro. Das rechnet der Bund der Steuerzahler vor. Be­sonders betroffen: Projekte der Bahn, wie aus seinem „Schwarzbuch“ mit den spektakulärsten Verschwendungsfällen hervorgeht. So haben falsche Berechnungen beim An­legen neuer Strecken viel Steuergeld vernichtet – ein Vorgang, der in der Debatte um den Bahnhof Stuttgart 21 brisant werden könnte.

279 Millionen Euro für kaum genutzten Tunnel

Auf der ICE-Trasse Köln – Frankfurt wurden die Lärmschutzwände durch den Druck der Züge gelockert und kippten um. Auf 20 Kilometer Strecke mussten sie durch ro­bustere Teile ersetzt werden. Der Staat bleibt hier auf einer Rechnung von 45,1 Millionen Euro sitzen. Als überflüssig er­weist sich auch der Bau eines nur 13 Kilometer langen, 279 Millionen Euro teuren ICE-Abzweigs in den Hauptbahnhof Wiesbaden. Er sollte den Anschluss von Hessens Hauptstadt an die Strecke Frankfurt – Köln sicherstellen. Täglich fahren nur vier ICE, am Wochenende keiner mehr. Die Fahrgäste fehlen.

Richtig teuer wird die Kostenexplosion bei der Entwicklung des Kernfusionsreaktors „Iter“ bei Genf. Statt 2,7 Milliarden Euro wird er 7,2 Milliarden kosten. „Hauptleidtragende dürften die deutschen Steuerzahler sein, die mit knapp 20 Prozent den größten Anteil beim EU-Haushalt leisten“, glaubt der Steuerzahler-Bund.