Berlin..
Eigentlich hatten sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und Regierung auf die Konditionen für einen Ausbildungspakt weitestgehend geeinigt. Doch nun sind die Gewerkschaften erneut nicht mit im Boot.
Die Gewerkschaften werden sich weiterhin nicht am Ausbildungspakt von Bundesregierung und Wirtschaft beteiligen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zog am Dienstag in Berlin überraschend seine bereits in Aussicht gestellte Teilnahme an der Initiative zur Schaffung von Lehrstellen wieder zurück. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock nannte es einen „Skandal“, dass die Bundesregierung einen Pakt unter Ausschluss der Gewerkschaften unterzeichne.
60 000 neue Plätze im Jahr schaffen
Die Wirtschaft strebt laut dem nun bis 2014 geltenden Pakt an, im Durchschnitt pro Jahr 60 000 neue Ausbildungsplätze zu schaffen.Der DGB sei bereit gewesen, sich auf der Montag am Montag zunächst erzielten Grundlage an dem Pakt zu beteiligen, erklärte DGB-Vize Sehrbrock weiter. Am Montagabend hätten die Arbeitgeberverbände die Verhandlungen aber mit neuen Forderungen scheitern lassen, die zu Verschlechterungen beim Jugendarbeitsschutz und der Anerkennung von zweijährigen Schmalspur-Ausbildungen führten. Die Bundesregierung sei auf Druck der Arbeitgeber eingeknickt.
Die Lage schön gerechnet
Sie lasse sich einmal mehr von der Wirtschaft ihre Politik „ins Blatt diktieren“.Sehrbrock warf den Pakt-Partnern zudem vor, sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt schön zu rechnen. Regierung und Arbeitgeber sähen in diesem Jahr 72 000 Jugendliche als versorgt an, auch wenn sie in berufsvorbereitenden Maßnahmen, Praktika und Einstiegsqualifizierungen steckten.Regierung und Arbeitgeberverbände einigten sich derweil auf die Ziele des neuen Paktes. Neben jährlich 60 000 neuen Ausbildungsplätzen will die Wirtschaft für 30 000 neue Ausbildungsbetriebe sowie 30 000 betrieblich durchgeführte Einstiegsqualifizierungen sorgen.
Mehr freie Stellen als offiziell Unversorgte
Zugleich schränkten die Arbeitgeber aber ein, dass diese Ziele durch die demografische Entwicklung erschwert werden könnten. Zudem müsse die Ausbildungsreife der Jugendlichen verbessert werden. Die Bundesregierung will bundesweit rund 30 000 förderungsbedürftige Schüler ab der siebten Klasse intensiv betreuen. Als neue Partner des Paktes kamen in diesem Jahr die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), hinzu. Beteiligt sind zudem das Wirtschafts, Arbeits- und Bildungsministerium, mehrere Arbeitgeberverbände sowie die Bundesagentur für Arbeit (BA). Ende September gab es nach Angaben der Pakt-Partner erneut mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerber. Rechnerisch waren noch 19 600 Stellen unbesetzt und damit 13,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Diesen standen 12 300 unversorgte Bewerber gegenüber. Das Angebot lag damit um rund 7300 Stellen über der Nachfrage. (afp)