Grosny. .

In der russischen Teilrepublik Tschetschenien haben mutmaßliche Separatisten am Dienstag das Parlament sowie das Landwirtschaftsministerium gestürmt. Dabei wurden nach Angaben der Polizei mindestens sechs Menschen getötet.

Islamistische Aufständische haben in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien am Dienstag das Parlament und das Landwirtschaftsministerium in Grosny angegriffen. Dabei wurden nach Polizeiangaben mindestens sechs Menschen getötet und 17 verletzt.

Ein Selbstmordattentäter sprengte sich am Eingang des Gebäudekomplexes in die Luft, wie ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AP sagte. Zwei weitere Angreifer seien in das Gebäude gerannt und hätten dort unter „Allahu Akbar“-Rufen das Feuer auf die Menschen eröffnet. Sie seien beim anschließenden Schusswechsel mit Polizisten getötet worden. Auch zwei der Beamten und ein Parlamentsmitarbeiter kamen demnach ums Leben. Unter den Verwundeten sollen sechs Polizisten und elf Zivilisten sein.

Fast zeitgleich griff eine zweite Gruppe Aufständischer das im selben Gebäudekomplex gelegene Landwirtschaftsministerium an. Auch dort kam es zu einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften, wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete. Schüsse fielen Medienberichten zufolge auch im Büro des Parlamentspräsidenten Dukuwach Abdurachmanow, der in Sicherheit gebracht worden sei.

Ein AP-Reporter im Parlament beobachtete, wie zwei Leichen und der abgetrennte Kopf eines Angreifers abtransportiert wurden. Vor dem Parlamentsgebäude lagen menschliche Körperteile und ein kopfloser Rumpf zwischen Glasscherben. Spezialkräfte des Innenministeriums bewachten das Gelände.

Russischer Innenminister in Grosny

Die Angreifer hätten versucht, in den Hauptsaal des Parlaments einzudringen, sagte der russische Innenminister Raschid Nurgalijew, der sich zu Gesprächen mit Präsident Ramsan Kadyrow über die jüngste Welle der Gewalt in Grosny auf hielt. „Wie immer sind sie gescheitert“, sagte er. Leider habe man den Verlust an Menschenleben nicht verhindern können. „Was wir heute erlebt haben, ist äußerst selten“, sagte Nurgalijew. „Hier herrscht Stabilität und Sicherheit.“ Die Tage der Rebellen seien gezählt, sagte er vor den Abgeordneten. Ihre Führung sei praktisch ausgeschaltet, ihr Nachschub an Waffen und Geld großenteils abgeschnitten und den „Abgesandten ausländischer Terrorzentren“ das Handwerk gelegt.

Russland führte in den 90er Jahren zwei Kriege gegen tschetschenische Separatisten, bevor im Jahr 2000 eine kremltreue Regierung in Grosny eingesetzt wurde. Seitdem setzt die tschetschenische Regierung den Kampf gegen die Rebellen fort. Dem seit 2007 amtierendenden Präsidenten Kadyrow wurde von Menschenrechtsorganisationen allerdings mehrfach die Beteiligung an politisch motivierten Morden vorgeworfen. (dapd)