Düsseldorf. .
Sozialstunden, Warnschussarrest, Haftstrafen – nach Ansicht von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) verfehlen diese Maßnahmen weitgehend ihre Wirkung auf junge Straftäter. Besser sei es, früh mit Prävention zu beginnen. Am besten im Grundschulalter nach dem Motto: Frühe Hilfe statt späte Härte.
Ein Kind, ein Betreuer: Schon 2011 soll es in NRW Heime geben, die auffällige Kinder auf den rechten Weg zurückführen. Offen sollen und müssen diese Häuser sein, denn Jungen und Mädchen unter 14 sind strafunmündig und können nicht einfach eingesperrt werden. Die Behörden haben aber die Möglichkeit, in besonders schweren Fällen Kinder in Pflegefamilien und offenen Erziehungsheimen unterzubringen.
Statistiken zufolge gibt es im Jahr rund 100 000 Verdächtige von acht bis 14 Jahren. Meist geht es um Ladendiebstähle und andere kleine Delikte, meist sind Jungen die „Täter“
Für Aufsehen sorgte im Sommer ein Elfjähriger, der in Berlin mit Heroin handeln wollte. „Solche Kinder müssen in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden“, wetterte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Hessens früherer Ministerpräsident Roland Koch (CDU) fing sich einst viel Kritik ein mit der Forderung, das Jugendstrafrecht in Ausnahmefällen auch bei Kindern anzuwenden. Der Kriminologe Christian Pfeiffer glaubt, dass Kinder besser in speziell geschulten Pflegefamilien aufgehoben sind als in Heimen.
NRW setzt nun auf Prävention. Oft könne man schon bei Neun- oder Zehnjährigen erahnen, dass aus ihnen Intensivtäter werden. Die Jugendhilfe wisse, um welche Kinder es sich handelt, hieß es aus dem Innenministerium. Man wolle mit und nicht gegen die Eltern über eine Heimunterbringung nachdenken.
Thomas Feltes, Kriminologe an der Ruhr-Uni Bochum, hält wenig von der Idee, auffällige Kinder in „pädagogisch hochintensiven Betreuungseinrichtungen“ unterzubringen. „So etwas ist nur in Einzelfällen sinnvoll, wenn in der Familie alles zerbrochen ist. Aber heute schon werden solche Jungen und Mädchen von den Jugendämtern aus ihren Familien geholt und Pflegefamilien übergeben“, sagt Feltes im Gespräch mit dieser Zeitung.
„Es ist besser, das Geld direkt in Familien zu investieren, die auffällige Kinder betreuen, als in neu zu bauende Heime“, so der Professor.