Jerusalem. .

Israel blickt mit Sorge auf den Ahmadinedschad-Besuch an Libanons Grenze. Israelis bezeichnen die Aktion von Irans Präsidenten als „provokativ und destabilisierend“. Teheran ist der wichtigste Förderer der Schiiten-Miliz im Libanon.

Mit Sorge hat Israel am Donnerstag auf den Besuch des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Grenzgebiet im Südlibanon geblickt. „Ahmadinedschad nur einen Kilometer entfernt“, titelte die Zeitung „Jediot Ahronot“, „Ahmadinedschad näher den je“, hieß es im Blatt „Maariv“. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums hatte den Besuch bereits am Mittwoch als „provokativ und destabilisierend“ bezeichnet. Auch die USA hatten den Iran davor gewarnt, die Spannungen im Libanon anzuheizen.

Es ist der erste Besuch von Ahmadinedschad seit seiner Wahl zum iranischen Präsidenten im Jahr 2005. Er hatte nach seiner Ankunft am Mittwoch in Beirut den „Widerstand“ gelobt, den die Libanesen gegen seinen Erzfeind Israel leisteten. Der Iran unterstützt traditionell die libanesische Hisbollah-Miliz, die Israel seit Jahrzehnten bekämpft, inzwischen im Libanon aber auch an der Regierung beteiligt ist.

Ahmadinedschad will am Donnerstag in der libanesischen Ortschaft Bint Dschbeil, nur vier Kilometer von der israelischen Grenze entfernt, eine Rede halten. Das Dorf war im Libanon-Krieg von 2006 ein Schauplatz heftiger Gefechte zwischen der Hisbollah und den israelischen Armee. Zudem plant der iranische Staatschef, in das weiter von Israel entfernte Kana zu reisen, das für viele Libanesen als „Märtyrerdorf“ gilt. In der Ortschaft waren 1996 105 Zivilisten durch einen israelischen Luftangriff getötet worden, 2006 während der Auseinandersetzung Israels mit der Hisbollah dann nochmals 29 Menschen, darunter 16 Kinder.

Fast drei Jahrzehnte währende Verbindung zwischen Iran und Hisbollah

Als sich Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah am Mittwochabend in der libanesischen Hauptstadt Beirut gemeinsam jubelnden Anhängern präsentierten, beschworen sie die fast drei Jahrzehnte währenden Bande zwischen der Islamischen Republik und der schiitischen Miliz. Aus der Verbindung ziehen beide Seiten ihren Nutzen: Die Regierung in Teheran ist der wichtigste Förderer der Hisbollah und sichert ihr so politische Durchschlagskraft im Libanon und Rückhalt im Kampf gegen Israel. Im Gegenzug ist die „Partei Gottes“ für den Iran eine Trumpfkarte im Ringen um Einfluss und Macht im Nahen Osten.

Gegründet und ausgebildet wurde der schiitische Kampfverband nach dem Einmarsch Israels im Libanon 1982 durch iranische Revolutionswächter. Seitdem entwickelte sich die Hisbollah von einer rein militärischen Bewegung zu einer politischen Kraft, die heute bei jeder öffentlichen Versammlung zehntausende Anhänger um sich schart. Als Partei ist seit Anfang der 90er Jahre im Parlament von Beirut vertreten und derzeit auch an einer Regierung der nationalen Einheit beteiligt.

Ihr militärischer Arm gilt als Drahtzieher zahlreicher Bombenanschläge und Geiselnahmen während des libanesischen Bürgerkriegs 1975 bis 1990. Als sich Israel nach zwei Jahrzehnten Besatzung im Jahr 2000 aus dem Südlibanon zurückzog, verbuchte die Hisbollah dies als ersten Sieg für ihren bewaffneten Flügel. Aus dem Libanon-Krieg 2006 ging die Hisbollah noch stärker hervor: Sie hatte der israelischen Armee, der schlagkräftigsten des Nahen Ostens, die Stirn geboten. Schätzungen zufolge verfügt die Hisbollah über zehntausende Raketen. Die USA und Israel werfen dem Iran dabei vor, die Schiiten-Miliz systematisch aufzurüsten - was die Regierung in Teheran zurückweist.

Die Hisbollah sei ein „elementarer Bestandteil der iranischen Strategie in der Region“, sagt Wadah Scharara, der ein Buch über die Stellung der Schiiten-Miliz im libanesischen Staat geschrieben hat. Diese Strategie stelle den Freiheitskampf der Palästinenser in den Vordergrund, dahinter aber stehe letztlich der Versuch des Iran, seinen Einfluss in der arabischen Welt auszubauen. Auch im Libanon regt sich Kritik an der Iran-Hisbollah-Verbindung: Das pro-westliche Lager wirft Ahmadinedschad vor, sich in innere Angelegenheiten einzumischen und das Land zu einer „iranischen Basis“ vor den Toren Israels machen zu wollen. (afp)