Pjöngjang. .

Nord-Koreas Dikator Kim Jong Il hat sich am Sonntag bei einer Militärparade gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn Kim Jong Un gezeigt. Beobachter werten dies als Zeichen des nahenden Machtwechsels.

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il hat am Sonntag gemeinsam mit seinem Sohn und wahrscheinlichen Nachfolger Kim Jong Un zum 65. Jahrestag der Gründung der kommunistischen Arbeitspartei eine Militärparade abgenommen. Vater und Sohn standen auf einer Tribüne im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang, während Soldaten vorbeimarschierten und Panzer gezeigt wurden. Die Festlichkeiten wurden live im Staatsfernsehen übertragen. Am selben Tag wurde der prominenteste nordkoreanische Überläufer, Hwang Jang Yop, tot in seiner Wohnung in Seoul aufgefunden.

Vor Beginn der Parade sagte Generalstabschef Ri Yong Ho, sollten die „US-Imperialisten“ und ihre Anhänger die Souveränität und Würde Nordkoreas verletzten, werde das Land „mit einem gnadenlosen und gerechten Schlag mit allen Mitteln, einschließlich der nuklearen Abschreckung zur Selbstverteidigung“ reagieren. Das staatliche Fernsehen zeigte später Kim Jong Il und Kim Jong Un bei einem Parteitreffen. Dort verlas Yang Hyong So, ein mächtiges Mitglied des Zentralkomitees, die Erfolge der Arbeiterpartei. Ein Nachrichtensprecher erklärte allerdings danach, die Bilder seien zuvor ausgezeichnet worden.

Kommunistische Standardfloskeln

Yang hatte am Freitag bestätigt, dass Kim Jong Un in Zukunft eine wichtige Rolle in der Führung des Landes spielen werde. „Unser Volk fühlt sich geehrt, dem großen Präsidenten Kim Il Sung und dem großen Führer Kim Jong Il zu dienen“, sagte er. „Jetzt haben wir die Ehre, auch dem jungen General Kim Jong Un zu dienen.“

Zum Tod des 87-jährigen Hwang sagte die südkoreanische Polizei, es gebe keinerlei Anhaltspunkte, dass der abtrünnige Vordenker des kommunistischen Nordens und Mentor von Staatschef Kim Jong Il eines unnatürlichen Todes gestorben sei. Dennoch solle es eine Autopsie geben. In einer ebenso Aufsehen erregenden wie unerwarteten Aktion war Hwong 1997 während eines Besuchs in Peking aus dem Dunstkreis der Macht Nordkoreas entflohen. Seitdem musste er um sein Leben fürchten.

Hwang kritisierte seit seiner Flucht das Regime in Nordkorea scharf. Er schrieb Bücher und hielt Reden, in denen er Staatschef Kims autoritären Stil kritisierte. Im Gegenzug musste er die Anfeindungen nordkoreanischer Medien ertragen, die ihn als „menschlichen Abschaum“ bezeichneten. Der Überläufer lebte unter strikten Sicherheitsvorkehrungen in Seoul, offenbar nicht unbegründet. Zwei Majore der nordkoreanischen Streitkräfte wurden im Juli zu Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie die Ermordung Hwangs geplant haben sollen.


Wandel zu einem der größten Kritiker des Regimes

Besonders bitter muss für den Norden gewesen sein, dass mit Hwang der wichtigste Vordenker der „Juche“-Philosophie abtrünnig wurde. Grundsatz dieser Staatsdoktrin ist das Streben Nordkoreas nach Autarkie. Er war überdies lange Jahre Mitglied der Machtelite. Der Parteisekretär hatte ein enges Verhältnis zu Staatsgründer Kim Il Sung, dessen Sohn Kim Jong Il er als Mentor mitprägte.

Über die internationalen Bemühungen, den kommunistischen Norden zum Einlenken im Atomstreit zu bewegen, äußerte Hwang sich skeptisch. „Solange Kim an der Macht ist, hat es keinen Sinn, den Norden zur Aufgabe seiner Atomwaffen zu drängen“, sagte er 2006 in einem Interview. Generell hatte er sich von einem der Vordenker zu einem der größten Kritiker des Regimes gewandelt, der immer wieder Bedenken äußerte. „Die Diktatur in Nordkorea ist kein Problem, das auf die koreanische Halbinsel beschränkt ist, sondern ein Problem, mit dem die ganze Welt zurecht kommen muss“, sagte Hwang 2003. (dapd)