Berlin. .
Der Finanzminister, der wieder für Wochen im Krankenhaus liegt, will bald über seine politische Zukunft entscheiden. Das Kanzleramt schweigt zu den Rücktrittsgerüchten.
Er will Finanzminister bleiben, keine Frage. Es soll auch nicht von vier Wochen abhängen. Darin sind sich Wolfgang Schäuble und die Kanzlerin einig. Aber man wird ihn nicht aus dem Amt tragen müssen. So oder ähnlich würde Schäuble seine jetzige Lage beschreiben. Mit Angela Merkel hat er sich längst abgesprochen, wie der „Stern“ berichtet. Das Kanzleramt schweigt dazu. Das Finanzministerium dementiert, dass er der Kanzlerin seinen Rücktritt angeboten habe.
Das Elend begann im März, als Schäuble operiert wurde, aber nicht der Körper, sondern die Politik seine Genesungszeit bestimmte. Damals rieten die Ärzte, der querschnittsgelähmte Minister solle drei Monate im Bett bleiben. Schäuble hat es verdrängt und stieg früher wieder ein.
Ihm war ein Gerät eingesetzt worden, das seine Darmfunktion reguliert. Die Operation verlief gut, die Wundheilung nicht. Die Wunde entzündete sich. Die letzten sechs Monate waren für den Minister eine Quälerei. „Sau-schlecht“ sei es ihm gegangen, berichtet sein Bruder Thomas dem Magazin. Nicht mal den Sommerurlaub konnte der Minister genießen.
Diesmal vier Wochen
Letzte Woche wurde Schäuble ins Krankenhaus eingewiesen. Er holt nach, was er im Frühjahr versäumt hat, diesmal für vier Wochen. Schäuble hat detailliert geregelt, wer ihn wann vertritt. Er hat natürlich mit der Kanzlerin telefoniert. Und wie im Frühjahr war sie auch diesmal rücksichtsvoll. Von Rücktritt wollte sie nichts hören.
Die vier Wochen werde man schon schaffen, machte sie ihm Mut. Er soll das Ministerium vom Krankenbett aus führen. Vier Wochen ja, vier Monate eher nicht, befand Schäuble. Wenn er merke, dass es nicht geht, „ziehe ich die Konsequenzen. Davon hält mich niemand ab“, wird Schäuble zitiert.
Dem Minister dürfte es nicht einmal so unrecht sein, dass seine Überlegungen bekannt wurden. So macht der 68 Jahre alte Schäuble klar, dass er den Zeitpunkt selbst bestimmt und nicht getrieben wird; dass er seine Schwäche akzeptieren, sich nichts vormachen will; dass er den Gedanken zulässt, dass es nicht mehr gehen könnte. Schäuble wirkt zermürbt. Dass er es – verhohlen – einräumt, wird es leichter machen, nach einem geeigneten Nachfolger Ausschau zu halten. Wie damals im Frühjahr wird Innenminister Thomas de Maizière genannt.
De Maizière, der Merkels Vertrauen genießt, hatte die Koalitionsgespräche mit der FDP über die Finanzpolitik geleitet. Der fliegende Wechsel von einem Ressort ins andere wäre machbar. Für Merkel wäre es eher eine Verlegenheit, einen neuen Innenminister zu finden.