Berlin. .

Das Programm für kostenloses Obst und Gemüse für Schulkinder läuft nun ein Jahr. Das Nordrhein-Westfälische Verbraucherministerium findet das EU-Programm gelungen - neun von 16 Bundesländern beteiligen sich dagegen gar nicht.

Ein Jahr nach Start des EU-Schulobstprogramms wird jedes siebte Kind in Deutschland kostenlos mit einer Portion Früchte und Gemüse täglich versorgt. „Die Initiative läuft sehr erfolgreich“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesernährungsministerium, Gerd Müller, am Dienstag. Allerdings beteiligten sich nur sieben von 16 Bundesländern.

Das Programm werde derzeit an 2.700 Einrichtungen umgesetzt, die 460.000 Kinder betreuten, erklärte Müller. Das seien 10 bis 15 Prozent aller Schulkinder im entsprechenden Alter in Deutschland. Die Republik erhalte dafür 12,5 Millionen Euro jährlich von der EU, wobei 80 Prozent der Mittel auch abgerufen würden.

An dem Programm nehmen Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Thüringen, das Saarland, Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt teil. Als Grund für ihre Zurückhaltung nennen die anderen Länder die Kosten für die Kofinanzierung und den bürokratischen Aufwand. Müller sagte, angesichts von 50 Euro pro Jahr und Kind dürfe das kostenlose Schulobst weder an den Kosten noch an der Bürokratie scheitern.

In NRW essen 85 000 Kinder mit

Schließlich seien zwei Millionen Kinder in Deutschland fettleibig, erklärte der Staatssekretär. Gleichzeitig komme jedes dritte Kind ohne Frühstück zur Schule. Deshalb bleibe es bei dem Ziel, kostenloses Schulobst in allen Bundesländern anzubieten.

Harry von Bargen aus dem Nordrhein-Westfälischen Verbraucherministerium sagte dazu mit Blick auf sein Bundesland, angesichts der Gesamtkosten von vier Millionen Euro seien Bürokratiekosten von 400.000 Euro eine vertretbare Summe. Auch gebe es kein Problem mit überschüssigem Schulobst: „Es bleiben in der Tat keine Reste übrig“, sagte Bargen. Die verteilten Früchte kommen größtenteils aus Nordrhein-Westfalen und werden vom Verbraucherministerium zum Portionspreis von knapp 30 Cent für die Schulen angekauft.

Nach Aussagen von Bargen bekommen so derzeit 85.000 Kinder an 455 Schulen in Nordrhein-Westfalen kostenlos Obst und Gemüse. Gestartet war man mit 355 ausgewählten Grund- und Förderschulen, so dass zunächst rund 75 000 Schüler in den Genuss der Extra-Portion Vitamine kamen. Deshalb war das Programm von der Opposition mehrfach als nicht ausreichend kritisiert worden. Allerdings lassen die Mittel nicht mehr zu: Nordrhein-Westfalen erhält zwei Millionen Euro EU-Mittel jährlich und steuert noch einmal denselben Betrag bei.

Kritik am Umfang des Programmes

Auch die baden-württembergische Ernährungsstaatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch lobte das Programm und sagte, es laufe sehr „bürokratiearm“ ab. Ihr Land habe den Sonderweg der Kofinanzierung durch Sponsoren gewählt. Zusätzlich schicke man „BeKi-Frauen“, also Frauen, die für bewusste Kinderernährung sensibilisieren wollen, als Ernährungsberaterinnen in Kindergärten und Grundschulen. Da sich nur wenige Länder beteiligten, bekomme Baden-Württemberg 2,2 statt 1,4 Millionen an EU-Mitteln.

Aus anderen Ländern kommt dagegen Kritik an Umfang und Organisation des Programms. Gesundheitsstaatssekretär Hartmut Schubert aus Thüringen erklärte, das Schulobstprogramm habe im Dezember 2009 mit 1.000 Schülern in Nordhausen begonnen. Es erfordere einen „relativ großen Aufwand“. Auch gebe es das Problem, wie man damit in die Fläche gehen könne. Die Mitteldeutsche Zeitung aus Halle berichtete im August, die kostenlosen Früchte in Schulen und Kindertagesstätten seien so begehrt, dass in Sachsen-Anhalt nicht einmal die Hälfte der Anträge berücksichtigt werden könne. (dapd)