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Reparationszahlungen belasten den Bundeshaushalt bis heute. Dieses Jahr überweist Berlin die letzten 70 Millionen. Beinahe hätte das auch John Babcock noch mitbekommen.

Der Kanadier John Babcock war der letzte Veteran des Ersten Weltkriegs. Er starb im Februar dieses Jahres. Man hätte damals feststellen können, dass dieser Krieg nun endgültig zu Ende ist, aber das wäre vorschnell geschehen und in Unkenntnis des Bundeshaushaltes 2010.

Denn dort gibt es im Kreditfinanzierungsplan Unterpunkt 2.1.1.6. „Bereinigte Auslandsschulden: 69 950 000 Euro.“ Es ist: Deutschlands letzte Reparation für den Ersten Weltkrieg. Sie wird fällig: am 3. Oktober 2010. Daher könnte man nun wirklich und endgültig feststellen: Am Sonntag endet der Erste Weltkrieg.

17 Millionen Menschenleben und Unmengen an Geld

Der Krieg kostete 17 Millionen Menschenleben und Un­mengen an Geld. Allein den Schaden an Frankreichs zerstörten Landschaften schätzte man später auf 100 Milliarden Francs. Der Versailler Vertrag erlegte dem Reich und seinen Verbündeten die alleinige Kriegsschuld auf – und Reparationszahlungen.

Was Berlin betraf, so wurde der Betrag mal auf 269 Milliarden Goldmark festgelegt, dann aber im Laufe der Jahre erheblich gesenkt und schließlich größtenteils erlassen. Das Reich sollte nur Zinsen für Anleihen zahlen, die es im Ausland aufgenommen hatte, um überhaupt Reparationen zahlen zu können. Doch Hitler stellte diese Zahlungen ein. Und dann kam der nächste Krieg.

Grundlage: das Londoner Abkommen von 1953

1953 regelten das abermals besiegte Deutschland und die West-Alliierten in London ihre Finanzen neu. Damals wurde die Begleichung eines Teils der ausstehenden Zinsen auf die Zeit nach einer Wiedervereinigung verschoben. So begann die Bundesrepublik 1991 wieder für den Ersten Weltkrieg zu zahlen – bis zum Sonntag.

Vier Jahre dauerte der Erste Weltkrieg, 92 Jahre seine Bewältigung – das ist länger als die meisten Menschen leben. Selbst John Babcock hat das nicht mehr mitbekommen, obwohl er doch 109 Jahre alt wurde.