Angehörige wollen nicht mehr pflegen – so lautet das Ergebnis einer Studie. Ist das die neue Kaltherzigkeit?

Irrtum. Dass wir nicht mehr mehr waschen und nicht mehr windeln wollen, hat in den allermeisten Fällen nichts damit zu tun, dass wir lieber auf dem Egotrip wandeln, als die betagte Mutter zu füttern. Nein, der Grund, warum wir so kaltherzig erscheinen, ist doch dieser: Wir haben keine Zeit. Natürlich klingt dieses Argument hohl. Doch es ist ja nicht so, dass wir uns lieber amüsieren gingen, statt die bedürftigen Eltern zu pflegen. Nein, wir müssen Geld verdienen gehen. Männer wie Frauen. Und Pflege ist vielfach Frauensache.

Viele haben es probiert, ihren Job gut zu machen und nach der Arbeit bei der hilfebedürftigen Mutter oder dem Vater vorbeigeschaut. Es geht nicht. Es macht einen fertig. Angehörige sind nicht kaltherzig. Nein, sie sind hilflos. Selbst Menschen, die ihr Leben stets erfolgreich und souverän gemeistert haben, stellen plötzlich fest, dass sie keine Lösung wissen.

Überfordert – das klingt, als seien wir selbst schuld. Und so fühlen sich viele auch. Sie wachen nachts auf, weil sie Angst haben: Was wird mit unseren Eltern? Es ist eine Schande, dass viele mit dieser Frage allein gelassen werden.